Arbeiteraufstand im Goethe-Theater

■ Kinder und Jugendliche spielen Brecht-Kantate

„Mein Name ist Simon Heller, Heller wie dunkler.“ Keine Frage, der zehnjährige Junge mit der runden Brille wäre die perfekte Besetzung für den nächsten Harry-Potter-Film. Doch Simon Heller engagiert sich auf einem anderen Gebiet. Er gehört zu einer rund zwanzigköpfigen Gruppe von Kindern und Jugendlichen aus Bremen, Niedersachsen und Hamburg, die unter der Regie des Bremer Kollektivs „Roter Pfeffer“ die Koloman-Wallisch-Kantate von Bertolt Brecht einstudiert haben und am Dienstag, 3. Dezember, um 20 Uhr im Schauspielhaus des Theaters am Goetheplatz uraufführen werden.

„Ich arbeite gerne mit anderen Kindern zusammen, die die gleiche Meinung haben wie ich“, sagt Simon Heller. „Das war doch gut von den Arbeitern, dass sie gegen den Faschismus gekämpft haben und ihre Situation verbessern wollten.“ In der kaum bekannten Kantate geht es um den Widerstand des österreichischen Sozialdemokraten Koloman Wallisch gegen den faschistischen Innenminister Emil Fey, der mit der österreichischen Arbeiterbewegung „aufräumen“ wollte. Die Arbeiter unterlagen im Kampf gegen das Regime. Wallisch wurde am 19. Februar 1934 von den Nazis erhängt.

„Die Chance zu gewinnen war damals sehr gering“, sagt Julia Nanninga, die ebenfalls mit auf der Bühne stehen wird. „Die Arbeiter haben trotzdem gekämpft; das war mutig.“ Gerade in der heutigen Zeit, in der demokratische Rechte zerstört und ein neuer Rassismus geschürt werde, sei es wichtig, ein Stück wie die Wallisch-Kantate aufzuführen, findet die junge Frau. Für Kathrin Trautner ist ihre Theater-Rolle eine gute Gelegenheit, etwas über Österreich während der NS-Zeit zu erfahren. „Im Geschichtsunterricht lernt man darüber ja so gut wie nichts.“

13 Musiker, zum Teil ebenfalls Jugendliche, werden die Brecht-Aufführung mit Werken des Komponisten Hanns Eisler unterlegen. Finanziell wird die Theatergruppe von Betriebsräten der IG Metall und gewerkschaftlichen Erwerbslosenvertretern unterstützt. Die Schirmherrschaft für das Ensemble hat Brechts Tochter Hanne Hiob übernommen. Nach der Aufführung in Bremen will die Gruppe durch Deutschland touren. Zunächst geht's nach Hamburg und Köln. evl