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Aquadrom-Bank baden gegangen

■ Wunderland-Konzept vor dem Aus: Bankenaufsicht schloß Privatbank des Spaßbadinvestors Riesen-Einkaufszentrum wird trotzdem genehmigt

In der Hans-Bredow-Straße, gegenüber den Fernsehstudios von Radio Bremen, wird seit einigen Monaten ein ganz anderer Bremer Sommer versprochen. „Unter Palmen Wellenbaden“ steht in bewegter Schrift auf einer Stelltafel, mit der der Bau des „Wunderland-Aquadroms“ angekündigt wird. Baden gegangen ist aber zunächst einmal ein Teil der Steinhart -Unternehmensgruppe, die für die Spaßbadpläne verantwortlich zeichnet. Am Freitag schloß das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen kurzerhand das Bankhaus Steinhart KG. Bei einer

nichtangekündigten Prüfung stellte die Bankenaufsicht fest, daß mehr als die Hälfte des Eigenkapitals der Bank nicht mehr vorhanden war.

Die Steinhart-Unternehmensgruppe residiert in Pforzheim unter der schönen Anschrift „Goldene Pforte“. Sinn der diversen Unternehmen ist es, das Geld von finanzstarken Anlegern zu mehren, so zum Beispiel durch den Bau von Super -Planschbecken. In Bochum und Urach sind diese privaten Badeanstalten bereits in Betrieb, in Kiel, Saarbrücken und Bremen-Osterholz sollen weitere

entstehen. Aus einer 10seitigen Pressemitteilung, in der Steinhart gestern über die „Totengräber“ von der Bundesaufsicht für das Kreditwesen wetterte, ging nicht hervor, ob die Aquadrom-Projekte nach dem Bankencrash überhaupt noch fortgeführt werden können. Auf telefonische Nachfrage war lediglich zu erfahren, daß „wir im Moment andere Sorgen haben.“

Ob es Steinhart gelingen wird, seine Geldanleger bei Laune zu halten, ist auch aus einem anderen Grund zweifelhaft. Nur 15 Kilometer weiter, im niedersächsi

schen Ritterhude, plant eine konkurriende Unternehmensgruppe aus Hannover ein weiteres riesiges Spaßbad. In der Gemeindeverwaltung Ritterhude wird davon ausgegangen, daß der Bau im kommenden Jahr beginnt.

Der Bremer Baubehörde fehlt zudem zur endgültigen Genehmigung des Bauantrages auch noch ein Gutachten über die zu erwartende Lärmbelästigung. Entgegen den ursprünglichen Planungen soll das Dach nicht aus Glas, sondern aus einer kostengünstigeren Kunststoffolie erstellt werden. In der Baubehörde wird befürchtet, daß dann erheblicher Lärm bei Disco-Veranstaltungen unter den Schwimmbad-Palmen die Anwohner auf selbige treiben wird.

Wenn das „Wunderland-Aquadrom“ nicht gebaut werden sollte, ist das Gesamtkonzept des Super-Einkaufs-und Freizeitzentrums nicht mehr zu verwirklichen.

Ursprüngliche Überlegung war, daß sich der 45.000 Quadratmeter Supermarkt, in dem große Möbel-und Textilmärkte, 40 Einzelhandels-Fachgeschäfte und

Gastronomie untergebracht werden sollen, und das Aquadrom gemeinsam die Kundschaft anlocken, um sich so gegenseitig ins Wunderland der Rekordumsätze zu treiben.

Das Projekt war vor zwei Jahren vom damaligen Wirtschaftssenator Werner Lenz gegen den heftigen Widerstand von Einzelhändlern, Umlandgemeinden und auch des Bauressorts durchgesetzt worden. Ursprünglich sollte mit dem Bau binnen Jahresfrist begonnen werden, doch bislang künden lediglich besagte Schilder von dem Vorhaben. Für den Supermarktbereich, der inzwischen nicht mehr Wunderland, sondern „Fachmarkt-Zentrum Wesermarkt“ heißt, wird derzeit die Baugenehmigung vorbereitet. Nach Vorlage eines Schallschutzgutachtens - 7,50 hohe Schutzwälle sollen die Ohren Anlieger schützen - steht dem Bau nur noch der Gesundheitszustand des Münsteraner Investors Werner Steenken im Wege, der sich derzeit im Krankenhaus von seinem zweiten Herzinfarkt erholt.

hbk

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