Apfelsaftschorle baut dich auf, bevor du abbaust

■ Neue Untersuchung: Nicht der Iso-Sportdrink, Saft nutzt bei kurzen Belastungen

Tübingen (taz) – Wer sportelt, ist durstig. Während der Bewegung – und hinterher noch viel mehr. So unterschiedlich wie die Sportarten und ihre Anforderungen sind, so verschieden sind die durstlöschenden Trinkvarianten ihrer BetreiberInnen: Die einen schwören auf Mineralwasser, die anderen sind Anhänger von sogenannten „Sportgetränken“ oder „Iso-Drinks“. Dritte trinken schlicht eine Apfelsaftschorle.

Doch was kommt besser und bringt mehr? Der Tübinger Sportwissenschaftler Wolfgang Friedrich (36) hat mit einer Doktorarbeit Licht in den Getränkedschungel gebracht. Friedrich wollte wissen, wie sich unterschiedliche Getränke auf Körpergewicht, Herzfrequenz, Präzision und Konzentration bei länger andauernden Belastungen auswirken. Als Testsportart wählte der Lehrwart des DTTB naheliegenderweise Tischtennis. Bei seiner Untersuchung ließ er 18 Probanden trainieren und trinken. Drei Testreihen mußten die Bundesliga- bis KreisklassenspielerInnen über sich ergehen lassen.

Neben einem Treffertest, bei dem die Tischtennis-Ballmaschine die Bälle zuspielte, wurde auch die Konzentration geprüft. Außerdem mußten die Versuchspersonen vor jeder Testeinheit schweres Wasser (2H, Deuteriumoxid) trinken, 0,3 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. „Diese Dosis ist nicht giftig“, klärte Friedrich auf, „gefährlich wird's erst ab der zweihundertfachen Menge.“

Vor, zwischen und nach den Belastungseinheiten spuckten die TischtennisspielerInnen ins Gläschen. „Mit den über die sogenannte Verdünnungsmethode analysierten Speichelproben kann man feststellen, wie sich der Wasserhaushalt des Körpers verändert“, beschreibt Friedrich das Verfahren. Bei der ersten der drei Untersuchungen gab er seinen Probanden den Marktführer unter den isotonischen Gebräuen, „Isostar“, zu trinken. Apfelsaftschorle gab es beim Durchgang Nummer zwei und beim dritten nichts. Dabei zeigte sich, daß „die Apfelsaftschorle dem ,Isostar‘ deutlich überlegen war“ (Friedrich): Die Leistungsfähigkeit beim Treffertest war besser, als die Spieler die Saftmischung getrunken haben.

Warum das so ist? „Wenn man ,Isostar‘ trinkt, schwitzt man zuwenig. Das führt zu einem Ansteigen der Körperkerntemperatur. Diese Erhöhung ist nicht gut für die Leistungsfähigkeit“, erklärt der Sportwissenschaftler. Friedrich hält es daher für unsinnig, bei kurzzeitigen Belastungen nach „Isostar“ zu greifen. Wichtig sei bei sportlichen Betätigungen bis eineinhalb Stunden, daß der Flüssigkeitsverlust ersetzt werde. Erst bei einer Dauer von eineinhalb bis drei Stunden ist die Aufnahme zusätzlicher Elektrolyte nötig. Wer länger als drei Stunden trainiert, braucht Flüssigkeit, Elektrolyte und Zucker.

Für Friedrich sind Sportgetränke immer ein Kompromiß, „weil die Bedürfnisse zu unterschiedlich sind“. Klar ist: Um die optimale Leistungsfähigkeit zu erhalten und eine schnelle Regeneration zu gewährleisten, muß ausreichend getrunken werden. Bei der Untersuchung hat sich gezeigt, daß das Sportgetränk geeigneter war als der Apfelsaftmix, die durch die Belastung verlorene Flüssigkeit zu ersetzen. „Die Probanden verloren beim Apfel-Versuch trotz Nachtrinkens mehr Gewicht als beim ,Isostar‘-Versuch“, sagt Friedrich. Allerdings können die Ergebnisse der Tischtennis-Studie nicht generell auf andere Sportarten übertragen werden, immerhin aber auf verwandte Rückschlagspiele wie Tennis und Badminton.

Grundsätzlich dürfte wohl gelten: Je breitensportlicher die Betätigung, desto weniger bringt ein isotonischer Durstlöscher. Der Werbeslogan der Firma Wander, des Herstellers von „Isostar“, lautet bekanntlich: „Isostar baut dich auf, bevor du abbaust.“ Das freilich konnte auch der Tübinger Friedrich nicht bestätigen. Heidi Wahl