: „Apartheid kostet Geld“
Lesung über die Freiheit in Südafrika
■ südafrikanischer Bürgerrechtler. Wegen seiner Zugehörigkeit zur Befreiungsbewegung ANC war er 22 Jahre im Gefängnis.Foto: privat
taz: Herr Goldberg, wie macht man das, so klar davon überzeugt zu sein, dass man – im Gegensatz zu der Mehrheit in seinem Land – das Richtige denkt und tut?
Ich konnte keine Lüge leben. Der Polizist, der das System der Mehrheit aufrecht erhält und bei einer Demonstration 60 Menschen in den Rücken schießt, wird wohl abends nach Hause kommen und sagen: „Liebling, heute war ein anstrengender Tag…“ Aber ich kann das nicht.
Und wie rechtfertigen Sie den gewalttätigen Widerstand, in den Sie eingetreten sind?
Damit, dass gewaltloser Widerstand nicht funktioniert hat. Wir waren es zum Schluss sogar unseren Demonstranten schuldig, sie zu verteidigen.
Wie kam es schlussendlich dazu, dass sich etwas änderte?
Weiße Soldaten fielen in Kriegen mit afrikanischen Nachbarstaaten. Das passte nicht mehr zur Vorstellungen, wie es einer Hoheitsrasse zu ergehen hat. Und man verplemperte als weißer Soldat vier Jahre in der Armee. Und wer macht währenddessen die Arbeit? Die Schwarzen, für erheblich weniger Geld. Ökonomisch funktionierte das Apartheidssystem nicht mehr, es kostet eine Stange Geld, einen ganzen Staat gefangen zu halten, wie es bei Südafrika der Fall war. Da sagten auch Großunternehmen, so geht das nicht mehr…
Verbittert es Sie nicht, dass die Motivation vor allem ökonomischer Natur war?
Herzchen, ich lebe in einer realen Welt. Klar, Apartheid handelt auch von Weißen und Schwarzen. Aber es ging es auch immer darum, billige Arbeitskraft zu generieren, also fetten Profit. Bitter bin ich nicht geworden. Geärgert habe ich mich: über Lügen zum Beispiel oder Machtmissbrauch oder – ganz schlimm – das Schönreden von Brutalität und Gewalt. INTERVIEW: RCS
19:30 in der W3, Nernstweg 32-34, „Der Auftrag – Ein Leben für die Freiheit in Südafrika“