Antworten auf Letzte Fragen :
Was ist eigentlich Kunst? (18. 3. 00)
Etwas, das den Strick durchschneidet, an dem wir bereits baumeln, uns ein Glas Wasser reicht, in den Arm nimmt und, obwohl es zustimmt, dass das Leben Scheiße ist, den neuen Tag erwarten lässt.
Melanie Viefers, Berlin
Diese Frage ist nicht zu beantworten. Nur was keine Kunst ist: Wenn’s eina ka, isches ka Kunst, wenn’s eina nit ka, is es a ka Kunscht. Fritz Peyer, Hamburg
Eigentlich brotlos!
Gerd Neurath, Saarbrücken
Kunst ist das, was man mitteilen kann, dass es Kunst ist.
Rudolf Huber-Wilkoff, Simbach
Wenn man – wie der Fragesteller – im Münsterland lebt, ist diese Frage verständlich. In Emsdetten beispielsweise hält man eine Emsa-Plastik für Kunst. Und seit der Reichstagsverpackung, deren Material bekanntlich aus demselben Ort stammte, stellt sich der gemeine Münsterländer ohnehin die Frage: „Was hat dieses Kaff, das unser Kaff nicht hat?“ Selbst der Erfinder der taz-Wahrheit stammt aus Emsdetten! Da müssen andere Münsterländer an so Fragen verzweifeln wie: „Was ist eigenlich Kunst?“ – Eine Kunst ist es, dort zu leben.
Albert Ernst, Wiesbaden
1. hoch & her laut Adorno: Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein. 2. volkstümlich & deftig: Kunst ist es, einen Pudding an die Wand zu nageln.
Klaus Türk, Braunschweig
Kunst ist Durchfall an einen Nagel hängen! Mein Vater.
Frank Radmacher, Hamburg
Kuns(ch)t mir 5 Mark leihe?
Frank Brede, Dortmund
Kurze Antwort: Dem Material eine Form geben, die es selbst nicht hervorbringen kann, und der Wirklichkeit widersprechen im Schutz der Freiheit sie sich auszumalen. Lange Antwort im Buch: Form, Ursprung und Gegenwart der Kunst.
Autor Hermann Pfütze, Berlin
Es ist alles Kunst, was von Können kommt. Käme sie von Wollen, müsste sie Wunst heißen.
Walter Ditrich, Altheim
Die Methode, mit der man Kunststoffe und Kunsthonig macht.
Dieter Baldenius, Wedel
Kunst ist, wenn man trotzdem lacht.
Christina Ludwig, Göttingen
Cornelia Klan, Sturzelbronn
Karl-Heinz Arnold, Bremerhaven
Eigent istlich Stunk was kist us eigen Wanst licht.
E. Ludewig, Bremen
Kunst kommt von künstlich und ist damit der Zupart zur Natur. Alles, was der menschliche Geist außerhalb des Naturprozesses anders stellt ist Kunst. Alles. Der Computer, das Auto, der Panzer, das Atomkraftwerk – alle Menschenproduktion ist Kunst. Allerdings deckt diese Definition sich nicht mit dem üblichen Begriffsverständnis. Den Produktionspark der Menschen könnte man in Realwelt und Spielwiese unterscheiden. Und wir haben uns nun so entschieden, den Begriff der Kunst der Spielwiese zuzuordnen. Gisbert Zalich, Bremen
Wrumm wis’n Dudat eigelblich wissen? Adi Golbach, Berlin
Die Kunst ist, etwas unter dieser Bezeichnung verkaufen zu können. Sonst ist es Umweltverschmutzung oder Sachbeschädigung. Wolf Schairer, Internet
Durch die Brille von Heiner Müller ist Kunst „Unterhaltung mit Toten“. Also Kommuniktion jenseits der Zeitmauer, die durch spontanes Verlassen der Realität durchbrochen wird. „Kunst entsteht in einer Sphäre, wo Sonne und Mond gehbehindert sind. Es kommt von so weit her, es ist vollendet.“ (Gottfried Benn)
Christoph Schwähn, Hamburg
Schlechte Kunst riecht nach Geld, gute Kunst schmeckt nach Freiheit. Uwe Granzow, Freiburg
Kkkkkunst. Kunst ist alles. Alles ist nichts. Nichts, bleibt wie es war. War no more! More-nen sind bösartige Fische. Der Fisch ist mein Lieblingstier. Er ist so interessant. Interessiert euch nicht? Kunstbanausen!
Stefanie Griebel, Berlin
Warum wird „umgekehrt ein Schuh draus“? Und was ist es sonst? (18. 3. 00)
Sonst ist es natürlich auch ein Schuh, nur ein umgekehrter halt. Als der Erfinder dieses Kleidungsstücks es nämlich unters Volk brachte, dachten die Halbwilden in ihrer unglaublichen Primitivität, man müsste sich der unbestreitbaren Formähnlichkeit wegen mit den Füßen auf die Schuhsohlen stellen. Das brachte natürlich kaum Erleichterung bei der Fortbewegung. Glücklicherweise kam der Erfinder dazu und sprach: „Nein, nein, ihr Dummen! Rumdrehen! Reinschlüpfen! Umgekehrt wird ein Schuh daraus!“
Martin Heberlein, Würzburg
So sagt man im Scherz, wenn einer/eine etwas gerade auf die entgegengesetzte Weise anfängt, als es richtig wäre; Schuh bleibt aber Schuh!
Gerd Neurath, Saarbrücken
Schuhe sind zum Laufen da. Neue Schuhe sind unbequem. Alte Schuhe löchrig. Füße machen Löcher nass. Grippe macht nasse Füße. Fieber macht Arzt weg. Kein Arzt, kein Fieber. Kein Fieber, keine neuen Schuhe. Oder wird umgekehrt ein Schuh draus?
Gundula Arm, Düvelsarsch
Warum sind Quietschenten gelb? (11. 3. 00)
Da die Farbenindustrie keine Verwendung für diese schreckliche Farbe in der Erwachsenenwelt gefunden hat, musste etwas gefunden werden, das a) in der realen Welt des Quietschens glaubhaft fähig ist (wie auch immer), b) als formbares und elastisches Kinderutensiel zum Quietschen durch typisches Kinderverhalten (Drücken, Treten, Boxen) gebracht werden kann. Da mittlerweile nur Quietscheenten so gut quietschen wie besagtes Gelb aussieht, hat sich dieser Zusammenhang im Laufe der Zeit so eingebürgert (und die Farbenindustrie freut sich).
Gaby Heinemann, Dortmund
Vermutlich ist das nur aus der natürlichen Umwelt abgeschaut. Das Weiß der ausgewachsenen Enten kommt bei Kindern, der Kernzielgruppe von Quietscheenten, nicht so gut an. Also färbt man die Enten nicht weiß, sondern gelb. Kleine Entchen, also Küken, sind schließlich auch gelb. Nach dem Kindchenschema ist Gelb eine verniedlichende Farbe. Man muss das tiefenpsychologisch sehen. Eine klare Werbestregie steckt nicht dahinter. Frau Hanke, Agentur Dorland
Quietscheenten sind überhaupt nicht gelb. Meine ist hautfarben, mit langen schwarzen Wimpern, blauen Augen und blonden Locken. Ihr Körper ist kurvenreich. Sie jubelt, wenn ich sie drücke. Quietscht allerdings nie. Lächelt viel und kann nicht schwimmen. Trotzdem nehm ich sie immer mit in die Badewanne.
Thorsten Schmidt, München
Unsere Firma hat seit etwa 35 Jahren Quietschenten im Sortiment. Die waren immer gelb. Eine andere Farbe rentiert sich erst ab einer Stückzahl über 5.000, wäre aber möglich.
Herr Leehr, Crecon, Hockenheim
Wer ist „Bimbam“ und warum ist er heilig? (11. 3. 00)
„Bimbam“ ist die Einzahl von „Bimbes“. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Dr. Helmut Kohl. Er wird nicht sagen, woher es kommt – aber wie es wirkt und warum es heilig ist.
Claudia Walz, Hamburg
Nicht heiliger, sondern heilige Bimbam. Denn Bim und Bam sind Geschwister. Bim ein Mädchen, Bam ihr Bruder. Sie lieben sich sehr. Nur ihre Eltern mögen sie nicht. Deren uneheliche Kinder sind die beiden nämlich. Und jetzt kommt’s: Sie sind die Geschwister von Jesus. Ihre Empfängnis verlief allerdings nicht ganz so unbefleckt. Heiden wollen Christen provozieren, wenn sie „heiliger Bimbam“ sagen. 1. Weil Bim und Bam gar nicht heilig sind und 2. weil sie so tun, als wären Bim und Bam ein Mann gerade so wie Jesus.
Rüder Weiß, Königswinter
Warum ist Touché auf der „Wahrheit“ nie witzig? (26. 2. 00)
... ja, geht’s euch noch ganz gut? Ich persönlich habe mir während der Grass-Aquarell-Leidenszeit ernsthaft überlegt, ob ich mein Abo kündigen muss. Nur der Gedanke an ein baldiges Frühstück mit TOM konnte mich davon abhalten. Und ihr, liebe tazler, kommt ja nicht auf dumme Ideen, sonst muss ich mir am Ende doch eine neue Zeitung suchen. Monika Stein, Freiburg
Warum heißt die Teewurst Teewurst? 19. 2. 00
Um das Jahr 1900 herum saß der Metzgermeister Carl Müller mit einem Freund nach Feierabend beim Tee und feinem Gebäck zusammen. Sie sprachen vom Geschäft und der streichfähigen Wurstsorte, die in ganz kurzer Zeit bei den Verbrauchern beliebt geworden war. Aus der schnittfesten Zervelatwurst, die immer feiner hergestellt werden konnte, war diese neue Wurstsorte entstanden. Man verglich die besondere neue Wurst mit dem feinen besonderen Teegebäck und erfand hierbei den Namen Teewurst. Mit freundlichen Grüßen, Gabi Soballa,RÜGENWALDER Wurstfabrik
Teewurst schreibt man eigentlich T. E. E. Wurst. Das steht für TetraEthylEiterWurst. Nur weiß das leider kaum jemand. Die Fleischer behalten ihr Wissen für sich. Kennt man ja, die Sache mit den Zunftgeheimnissen und so. Ich bin auch ein solcher Fleischer und reiße die Mauer des Schweigens jetzt ein. Ich halte es nicht mehr aus. Helft! Spendet! Demonstriert! Kämpft, ihr Freunde der Bockwurst!
Anonymus, Bremen
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