Antirassismuskonferenz der UNO: Israel empört über Ahmadinedschad
Der iranische Präsident sorgte auf der UN- Konferenz gegen Rassismus für Empörung. Israel lobte die Abwesenden und kritisierte die Gastgeber.
JERUSALEM taz | Die Antirassismuskonferenz der UNO in Genf demonstriere "die Akzeptanz von Rassismus statt den Kampf gegen ihn", empörte sich der israelische Präsident und Friedensnobelpreisträger Schimon Peres.
In Israel ist man sich über alle politischen Grenzen hinweg so einig wie selten: Dass ausgerechnet wenige Stunden vor Beginn des Holocaust-Gedenktages am Montagabend ein pathologischer Antisemit wie Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad als Hauptredner auf einer UNO-Konferenz gegen Rassismus im Herzen Europas auftreten dürfe, ist eine Schande. "Iran tut alles, um Israel auszuradieren", sagte der stellvertretende Ministerpräsident Silwan Schalom. In Auschwitz, wo er am traditionellen "Marsch der Lebenden" teilnahm, verglich er Iran mit Deutschland unter Adolf Hitler. Eine nukleare Bewaffnung Irans dürfe deshalb nicht zugelassen werden.
Ahmadinedschad, der den Holocaust als "Mythos" bezeichnet, hatte seine Rede in Genf hauptsächlich dazu genutzt, Israel an den Pranger zu stellen. Der Westen hätte einen durch und durch rassistischen Staat "unter dem Vorwand jüdischen Leidens" auf palästinensischem Boden gegründet. Er griff damit ein altes Thema der Vereinten Nationen auf: Von 1975 bis 1991 existierte eine UNO-Resolution, die Zionismus, die jüdische Nationalbewegung, mit Rassismus gleichsetzte. Der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan bezeichnete das einmal als "Tiefpunkt" in der Geschichte der UNO.
Israels neuer Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte während einer Zeremonie in der Gedenkstätte Jad Vaschem in Anspielung auf den Iran: "Nur wenige Jahrzehnte nach dem Holocaust sind neue Kräfte aufgestiegen, die offen ihre Ansicht erklären, den jüdischen Staat von der Erde auszulöschen." Doch "Holocaust-Leugner können keinen zweiten Holocaust an den Juden verüben". Dafür sei Israel der Garant. Die israelische Regierung dankte auch jenen Ländern, darunter den USA, Deutschland und Polen, die der Konferenz ferngeblieben waren. Andere Vertreter Europas verließen den Plenarsaal demonstrativ, als Ahmadinedschad mit seinen Hasstiraden gegen Israel begann. Kritik übte Israel dagegen an der Schweiz, dem Gastgeberland, das bei der Rede Ahmadinedschads nicht nur sitzen blieb, sondern den Iraner auch mit einem Treffen des Präsidenten Hans-Rudolf Merz am Sonntagabend geehrt hatten.
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