Anti-israelischer Protest in der Türkei: Schützenhilfe für Palästina
Der türkische Präsident Erdoğan profiliert sich als internationaler Fürsprecher der Palästinenser. Er wird dafür breit unterstützt.
Obwohl die überwiegende Mehrheit der türkischen Bevölkerung diese Forderung ablehnt, besteht über alle Parteigrenzen Einigkeit darin, dass das Vorgehen der israelischen Polizei gegen palästinensische Demonstranten ungerechtfertigt ist. Zudem werden die Luftangriffe auf Gaza scharf kritisiert. Dabei reicht das politische Spektrum von der links-kurdischen HDP bis zu der rechtsextremistischen MHP und schließt alle etablierten Parteien ein.
Innenpolitisch abgesichert, versucht Erdoğan möglichst viele islamische Staaten auch außerhalb der arabischen Welt auf eine gemeinsame Protesthaltung gegen Israel einzuschwören. Neben Jordanien, Kuweit und Ägypten wandte sich Erdoğan auch an den Staatschef in Indonesien und den König in Malaysia. Das Ziel sei, so Erdoğan, dass „die islamische Welt mit einer Stimme spricht“ und eine wirksame Unterstützung für die Palästinenser organisiert. Mehrfach forderte er auch ein Eingreifen der UNO.
Schon am Wochenende hatte Erdoğan auch mit Palästinenserpräsident Mahmut Abbas und dem politischen Chef der Hamas, Ismael Haniyeh gesprochen und ihnen seine Unterstützung zugesagt. Laut türkischen TV-Sendern dankten palästinensische Demonstranten auf dem Tempelberg in Jerusalem es ihm mit Sprechchören.
Eigentlich hatte sich die Türkei Israel wieder angenähert
Dennoch erstaunt die absolut uneingeschränkte Unterstützung auch die Hamas, die seit Montag Israel mit Raketen beschießt, ein wenig. Zwar hatte sich Erdoğan schon während des „arabischen Frühlings“ als Held profiliert und sich mit massiver Unterstützung der Muslimbrüderschaft hervorgetan. Doch seit einigen Monaten verfolgte die türkische Außenpolitik einen Kurs der Wiederannäherung an die Länder in der Region, darunter auch Israel.
Obwohl es seit Jahren keinen türkischen Botschafter in Israel gibt, ernannte Erdoğan kürzlich einen Vertrauten als neuen Botschafter in Tel Aviv. Es gab Gespräche mit Israels Regierung, die als Vorbedingung für eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen eine Abwendung Erdoğans von der Hamas verlangte. Erdoğan kritisierte zwar die Aufnahme diplomatischer Beziehungen einiger Golfstaaten zu Israel, versuchte aber die Beziehungen zu Kuweit und Ägypten ins Lot zu bringen. Seit dem Wochenende ist er wieder nur noch die Stimme Palästinas.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin