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Anti-Nazi-LiederSoundtrackfür denDemolauti

Hamburger Soundtrack

von Nils Schuhmacher

Von der Spitze der Charts grüßen derzeit Die Ärzte mit ihrem 1993 erstmals veröffentlichtem „Schrei nach Liebe“, weil ein Lehrer im Hessischen die berühmten sozialen Netzwerke erfolgreich in eine Art Gegenwallung gebracht hat.

Textlich rangiert der Titel im Format „Anti-Nazi-Lied“ in der Spitzengruppe. Weil er eine vielfach überhörte ironische Brechung enthält: Er richtete sich ja seinerzeit nicht allein gegen eine sich massenhaft entladende rassistische Gewalt und deren Protagonisten, sondern auch gegen eine Gesellschaft, die von ohnmächtigem oder zustimmendem Schweigen einerseits, von offiziösen Entlastungen der Täter als überforderte desintegrierte Vereinigungsverlierer andererseits geprägt war. Das Lied entlarvte beide Seiten, weil es in seinem Kern vor allem festhielt, dass ein Arschloch ist, wer so handelt und denkt – egal, welche Erfahrungen dem nun zugrunde liegen mögen.

Pünktlich zum großen Showdown am heutigen Samstag in Hamburg sei hier kurz daran erinnert, dass es noch eine Reihe weiterer Songs gibt, die – in eine vernünftige Reihung gebracht – einen prima Soundtrack für den Demolautsprecherwagen ergeben und jede Teilgruppe des Protests bedienen.

Für den der „ruthless side“ nicht abgeneigten Teil bietet sich möglicherweise Chumbawambas „Enough is enough“ mit der wenig subtilen Aufforderung „Give the fascist man a gunshot“ an. Der Mainstream ist gut bedient mit Brothers Keepers „Letzte Warnung“. Jene, die innerhalb des Protestspektrums auf Distinktion Wert legen, können auf „Kack ab Nazi-Hippie“ der lange verblichenen Poppenbütteler Band „Meine Schuppen“ zurückgreifen. Und so weiter und so fort.

Sollten aber plötzlich die Aeronauten singen: „Die Band steht in der Ecke und sie spielen wieder Punkrock.
 Gegen den Klassenfeind und für den revolutionären Block.
 Die andern hängen auf dem Fenstersims.
 Und warten weiter auf die Naziskins. Doch ich möchte lieber eine Freundin.
 Ich möchte lieber ein Mädchen kennenlernen“ – dann hat jemand die falsche Kassette eingelegt.

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