: Anti-Allergie-Fest-Fichten
■ NABU und „Tierische Ökokiste“ sorgen für umweltfrohe Weihnachten / Wer auf Edeltannen verzichtet, hilft der Natur / Öko-Braten helfen gegen Tierquälerei
Das Weihnachtsgeschäft mit Tannenbäumen und Gänsebraten ist äußerst lukrativ. Es schädigt aber auch massiv die Natur, ist teilweise gesundheitsschädlich oder im „Braten“-Fall die reinste Tierquälerei, haben jetzt der Naturschutzbund Bremen (NABU) und die Tierische Ökokiste Bremen heftig kritisiert. Aus diesem Grund haben die Naturschützer jetzt massive Gegenmaßnahmen ergriffen.
Vorab: Nach ihren Angaben werden jedes Jahr Tausende grüner Christbäume aus Dänemark und Skandinavien importiert, um den Bedarf an traditionellem Weihnachtszubehör zu decken. Doch der Deutschen liebster Tannenbaum – in flächendeckenden Monokulturen großgezogen und aufgepeppelt – ist mit allerlei Pestiziden behandelt, gegen Käfer und gegen den Nadelverlust beim tagelangen Transport. Besonders Allergikern wurde dadurch oft der Blick auf das winterliche Grün verwehrt.
Jetzt hat der NABU einen Partner für die umweltschonende Variante des Weihnachtsbaumes gefunden. Zusammen mit dem niedersächsischen Forstamt Bederkesa haben die Ehrenamtlichen an diesem Wochenende rund 100 Fichten in der Försterei Steden gefällt. Diese stehen ab heute beim NABU Bremen zum Abholen bereit. Als Gegenleistung wird vom Kunden eine Spende in Höhe von 10 bis 30 Mark erwartet. Damit ist die heimische Fichte sogar sehr preisgünstig. Allerdings können die heimischen Gewächse rein äußerlich nicht mit den teuren Edeltannen mithalten. Dafür kann sich der Käufer der Weihnachtsfichte über ein wenig aktiven Umweltschutz freuen.
Lange Zeit hatte der 'Brotbaum' Fichte mit seiner hohen Produktivität ebenso hohe Gewinne abgeworfen. Niedersachsens Forstwirtschaftler waren damals begeistert. „Aber wir haben die Rechnung ohne die Natur gemacht“, gesteht der Stedener Revierförster Dieter Rhönisch. „Seit dem zweiten Weltkrieg sind mehr als die Hälfte aller Fichten-Monokulturen in Deutschland vom Sturm geerntet worden. Da wurde der Waldbau zum Glücksspiel“, so Dieter Rhönisch. Und so wird in den niedersächsischen Staatsforsten seit Beginn der 90er nach dem Programm zur „Langfristigen Ökologischen Waldentwicklung“ (LÖWE) gearbeitet. Kahlschläge sind tabu und Nadelforste sollen zur Stabilität mit heimischen Laubbäumen gemischt werden. „Jetzt haben wir noch etwa 70 Prozent Nadelwälder und 30 Prozent Laub-Mischwälder. Langfristig soll das Verhältnis umgedreht werden“, prognostiziert Revierförster Rhönisch. Die umweltfreundliche Weihnachtsbaum-Aktion des NABU kommt da gelegen: „Das ist Naturschutz durch Nutzung. Mit der Entnahme der Fichten schaffen wir Platz für Buchen und Eichen, die einfach auf diese Standorte gehören“, so Röhnisch.
Ein weiterer Dorn im Auge der Naturschützer ist die Massentierzucht von Gänsen für das obligatorische Festtagsmahl. Erstmals bietet die Tierische Ökokiste unter dem Vorsitz von Lothar Klerings und Gernot Riedl jetzt einen Bio-Braten-Bringdienst an. „Lamm, Rind und Schwein vom Biobauern können bei uns vorbestellt werden“, verspricht Sönke Hofmann vom NABU Bremen, „Bio-Gänse gibt es dieses Jahr leider nicht in unserer Region, aber eine Lammkeule kann man ja auch weihnachtlich zubereiten.“ Und das Fleisch kommt garantiert aus kontrolliert biologischer Produktion, was bedeutet, das es den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL) entspricht. Da stören beim Schlemmen sicher keine Gewissensbisse. sth
Weitere Informationen gibt es beim NABU Bremen, Contrescarpe 8 oder unter Tel.: 3 39 84 28.
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