„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“: Eifriges Gekrabbel der Hautflügler
Das fröhlich-bunte Marvel-Helden-Abenteuer „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ erfreut mit psychedelischen Pflanzen und lebendigen Raumschiffen.
„Many many miles east of nowhere lies the amazing land of Oz …“ Moment, Oz stimmt gar nicht. Obwohl es im „Quantenreich“, dem Spielort des dritten Ant-Man-Abenteuers, ähnlich aussieht wie in Victor Flemings 1939er Musicalsetting: Die alternative Dimension „Quantum“ ist ein mystisches Mikroversum voller psychedelischer Pflanzen, lebendiger Kunst-Robotik-Wesen und überdimensionierter Feinde.
Und nachdem sich die Familie des freundlichen Superhelden von nebenan, Ant-Man Scott Lang (Paul Rudd), durch ein Kommunikationsexperiment seines eigenen Nachwuchses Cassie (Kathryn Newton) urplötzlich dort wiederfindet, beginnt ebenfalls eine wundersame Reise.
Nach einigen poetischen, CGI-strotzenden Etablierungsszenen in der märchenhaften Quantum-Landschaft stehen die Zeichen für Scott und seine Lieben, bestehend aus Heldenkollegin Hope (Evangeline Lilly) im „Wasp“-Suit, deren findigen, Quantum-erfahrenen Eltern Henry (Michael Douglas) und Janet (Michelle Pfeiffer) und Scotts Tochter Cassie jedoch auf Kampf. Denn irgendwo dort, zwischen Zeit und Raum und Nichts, stößt ein effektiver, aber dabei nicht mal unsympathischer, Marvel-Fans aus „Loki“ bekannter Weltenzerstörer namens Kang (Jonathan Majors) dazu. Der nebenbei ein alter Kumpel von Janet zu sein scheint.
Marvel-Held:innen müssen neben diversen und multiplen Universen sehr oft auch noch den Haussegen ihrer eigenen Kleinfamilie retten. Im Fall von Ant-Man Scott ist väterliche Empathie gegenüber einer aktivistisch motivierten Tochter vonnöten. Denn Cassie beschließt, mitzukämpfen, als die „Indigenen“ des pittoresken Quantenreichs sich gegen eine Übermacht an bösen, von Kang gesteuerten Androiden zur Wehr setzen.
Den Feind durch plötzliche Größenänderung abschrecken
Um diese Coming-of-Age- und noch weitere Stories herum hat der Ex-Jimmy Kimmel- und Rick-and-Morty-Autor Jeff Loveness ein dramaturgisch zuweilen etwas verwirrendes, aber ulkiges Abenteuer gestrickt. Das visuell ebenfalls Universen zitiert: Regisseur Peyton Reed erinnert in der Inszenierung der Quantum-Ästhetik bewusst an Star Wars und lässt riesige lebendige Raumschiffe durch die fremden Himmel sausen, in deren organisch-quallige Steuerelemente man seine Hände drücken muss, „als ob man einen Truthahn stopft“.
Größe spielt eh eine Rolle für den – im Vergleich zu den Avengers-Kolleg:innen – mickrigen Insektenmann Scott, der den Feind üblicherweise vor allem durch plötzliches Schrumpfen und plötzliches Vergrößern außer Gefecht setzt.
Irgendwo, vielleicht auf einer unbewussten Ebene, streift das Sinnbild der Ameise mit ihren spezifischen Eigenschaften (relative Stärke, Kollektivbewusstsein, Fleiß) so auch gesellschaftspolitische Symbolik: Anders als die kalte, im Gleichschritt marschierende Feindesarmee sind die vom Wissenschaftler Henry für einen Kampf herbeizitierten Hautflügler zwar gemeinsam stark, aber in ihrem eifrigen Gekrabbel fast schon wieder eigen.
Szenen, in denen die Quantum-Kampfwesen in Reih und Glied auf düsteren Kampfplätzen exerzieren, erinnern zudem daran, dass auch die zitierten Star-Wars-Bilder der separatistischen Droidenarmee immer wieder mit der alten Spannung zwischen Armee versus Individuum spielten.
Unscheinbar mitten im Leben
„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“. Regie: Peyton Reed. Mit Paul Rudd, Evangeline Lilly u.a. USA 2023, 124 Min.
Im Gegensatz zur Motivation von Matadoren wie Superman oder Batman, die auf dem Machtwunsch und der Weltenretter-Attitüde eines Außenseiters basiert, steht der unscheinbare Scott dabei mitten im Leben: Ähnlich zufällig, wie er den Ameisenanzug vom Ex-Ant-Man Henry einst übernahm und damit – mit Ach und Krach – die Welt rettete, kämpft er sich auch durch die Gefahren des Quantenreichs.
So spannend wie sein vielschichtiger, getriebener Widersacher Kang wird der Otto Normalheld Ant-Man dadurch nicht. Aber emsig ist er allemal. Passend zum Wappentier.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe