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Anstoß-FolgenWird McKinsey jetzt ausgebremst?

■ Bürgerschaft begrüßt Anstoß-Gutachten, Intendant Pierwoß contra Kulturamtschef

Die am Montag präsentierten Expertisen der Sachverständigen der Kulturinitiative Anstoß zeigen erste Wirkungen. Unisono würdigten PolitikerInnen aller Parteien während der gestrigen Bürgerschaftssitzung die Arbeit der vier Kulturexperten und stimmten deren Einschätzung zu, daß das von McKinsey vorgeschlagene Dreisäulenmodell in erheblichem Umfang zu modifizieren sei. Einzig Elisabeth Motschmann, kulturpolitische Sprecherin der CDU, äußerte sich leicht enttäuscht über die Vorträge der Anstoß-Experten. Sie betonte, es gäbe angesichts der aktuellen Haushaltsnotlage nach wie vor keinen Grund, sich von den McKinsey-Vorschlägen zu distanzieren.

Durch die Anstoß-Expertisen ist nach Ansicht von Ex-Finanzsenator Manfred Fluß (SPD) „eine Wendung in der Debatte um die Kulturförderung eingetreten.“Das McKinsey-Gutachten sei, das sei nunmehr deutlich geworden, in seiner betriebswirtschaftlichen Qualität ebenso unbestreitbar wie in seiner kulturpolitischen Inkompetenz. Es brauche in der Kulturförderung keine bürokratischen Zwischenebenen, wie sie McKinsey durch die Implantierung der Geschäftsführungen für die jeweiligen Säulen fordere. Insofern sei die durch das McKinsey-Gutachten ausgelöste kulturpolitische Debatte weitaus wertvoller als die konkreten Vorschläge, die das Gutachten enthalte. Die ursprüngliche Zeitplanung, die eine teilweise Umsetzung der McKinsey-Vorschläge für Ende März vorsah, bezeichnete Fluß als Chimäre. „Der Plan galt nur unter dem Vorbehalt, daß keine Modifikationsvorschläge gemacht werden. Der Fall liegt aber jetzt vor.“

Unterdessen verschärft sich der Ton der Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern der McKinsey-Vorschläge. Theaterintendant und Anstoß-Mitglied Klaus Pierwoß hatte während der Anstoß-Veranstaltung am Montag indirekt den Rücktritt von Narciss Göbbel gefordert. Göbbel ist kommissarischer Leiter der Kulturbehörde und maßgeblich für die Umsetzung der McKinsey-Vorschläge verantwortlich. Pierwoß bezog sich mit seiner Forderung auf Äußerungen Göbbels, der in der taz (s. Ausgabe vom 14./15.2, S.20) u.a. mit der Bemerkung zitiert wurde, Bremen habe vier Theater, brauche jedoch nur zwei, könne sich aber allenfalls eines leisten.

Göbbel bezeichnete Pierwoß' Angriff gegenüber der taz als „normale Demagogie, um die Klatscher hinter sich zu bringen und seine Meinungsführerschaft in der Szene zu wahren.“Der Autor des taz-Beitrages habe seine Äußerungen aus ihrem eigentlichen Kontext gelöst. Richtig sei aber, daß die Frage, welches kulturelle Angebot bei sinkenden Finanzeckwerten tatsächlich gewollt werde, in ihrer Tragweiten noch nicht diskutiert worden ist. Man könne zwar, wie unlängst die Kölner Kulturdezernentin Kathinka Dittrich, angesichts der Finanznot vom Posten zurücktreten, „aber das ist eher honorig, als daß es auch nur eines der drängenden Probleme löst.“Göbbel sagte, es sei eine „,Augen zu und durch-Mentalität', so zu tun, als könnte der Status quo unverändert gehalten werden. Das weiß auch Herr Pierwoß.“Wenn der Theaterintendant ihm die Möglichkeit einräumen würde, wäre er jederzeit zu einem öffentlichen Streitgespräch im vollbesetzen Theater bereit. „Aber auf das momentane Niveau von Herrn Pierwoß lasse ich mich nicht ein.“ zott

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