Anschlag in Afghanistan: Acht Nato-Soldaten getötet
Die Nato verzeichnet in Afghanistan weitere Verluste. Verteidigungsminister Thomas de Maizière warnt davor, die Lage im Land könne sich deutlich verschärfen.
KABUL afp | Bei Anschlägen in Afghanistan sind am Wochenende acht Nato-Soldaten und vier afghanische Soldaten ums Leben gekommen. Die Soldaten starben bei einem Selbstmordanschlag auf einen afghanischen Armeestützpunkt und einer Minenexplosion, wie die Nato-Truppe ISAF und die Regierung in Kabul mitteilten. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) warnte am Sonntag vor einer bevorstehenden Verschärfung der Lage.
Der Selbstmordanschlag ereignete sich am Samstag nahe Dschalalabad im Hauptquartier der afghanischen Armee für den Osten des Landes. Es war der folgenschwerste Einzelangriff auf die ISAF seit Dezember und einer der folgenschwersten Angriffe auf die internationale Afghanistan-Truppe überhaupt. Auf dem Stützpunkt im Wüstengebiet Gambiri in der östlichen Provinz Laghman sind laut ISAF mehr als hundert ISAF-Soldaten stationiert, um die afghanische Armee zu beraten. Die Bundeswehr ist dort nicht im Einsatz.
Bei dem Anschlag wurden nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums acht weitere Afghanen, darunter vier Übersetzer, verletzt. Der Anschlag sei von einem Mann in afghanischer Militäruniform verübt worden. Zu dem Attentat bekannten sich die Taliban in einem Anruf ihres Sprechers Sabihullah Mudschahid bei der Nachrichtenagentur AFP.
Drei weitere Nato-Soldaten kamen laut ISAF am Samstag im Süden Afghanistans durch eine selbstgebaute Mine ums Leben. Minen werden häufig von den Taliban und anderen Aufständischer verwendet. Die ISAF machte keine Angaben zum genauen Ort des Anschlags. Im Süden Afghanistans sind überwiegend US-Soldaten stationiert. Zu den Nationalitäten der insgesamt acht getöteten Nato-Soldaten machte die ISAF wie üblich keine Angaben.
Abzug beginnt im Juli
In den vergangenen Tagen war Afghanistan von einer Welle der Gewalt gegen Sicherheitskräfte erschüttert worden. Bei zwei Selbstmordanschlägen in der ostafghanischen Provinz Paktia sowie in der Provinz Kabul waren am Donnerstag drei Polizisten getötet und fünf weitere verletzt worden. Am Freitag starben der Polizeichef der südafghanischen Provinz Kandahar, Chan Mohammed Mudschahid, sowie zwei seiner Leibwächter bei einem Selbstmordanschlag. Auch zu dieser Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban.
Seit Anfang April wurden in Afghanistan insgesamt zehn Selbstmordanschläge verübt. Im Juli wollen die ausländischen Truppen mit dem schrittweisen Abzug aus sieben relativ ruhigen Regionen beginnen, bis 2014 wollen sie im ganzen Land ihre Kampfeinsätze beenden und die Sicherheitsverantwortung an die Afghanen übergeben. Derzeit sind rund 132.000 ausländische Soldaten in Afghanistan stationiert, etwa zwei Drittel von ihnen sind US-Soldaten.
Bundesverteidigungsminister de Maizière sagte im Deutschlandfunk, die Lage am Hindukusch drohe sich im Frühjahr und Sommer zu verschärfen. Es sickerten Aufständische von Pakistan zurück, zudem versuchten die Taliban durch Anschläge zu verunsichern. Insgesamt zeigte sich der Minister aber zuversichtlich. An einen Abzugsbeginn denke er jedoch erst nach der Bonner Afghanistankonferenz im Herbst und der Mandatsverlängerung um den Jahreswechsel, sagte er.
Am Sonntagmorgen traf erstmals seit seinem Amtsantritt der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet zu einem Truppenbesuch in Afghanistan ein. Mit rund 4000 Soldaten stellt Frankreich nach den USA, Großbritannien und Deutschland das viertgrößte Kontingent am Hindukusch.
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