Anschlag auf Pakistans Armee: Blutiges Ende einer Geiselnahme

Bei der Erstürmung des Armeehauptquartiers in Rawalpindi sterben neun Menschen. Hinter dem Anschlag steckt vermutlich die Taliban-Bewegung in Pakistan.

Pakistanische Soldaten tragen vor dem Hauptquartier in Rawalpindi einen Angeschossen weg. Bild: reuters

DELHI taz | Nach über 18 Stunden haben Soldaten am Sonntag mehr als 40 Geiseln im Hauptquartier von Pakistans Armee befreit. Militante waren am Tag zuvor schwer bewaffnet eingedrungen und hatten die Männer in der Anlage in Rawalpindi südlich von Islamabad gefangen genommen.

Lokale Medien berichteten, neun Attentäter seien in Uniformen von Pakistans Armee in einem Kleinbus vor das riesigen Areal gefahren. Direkt an der Zufahrt hätten sie angefangen, um sich zu schießen. Kurze Zeit später hätten sie einen zweiten Wachposten überwältigt. Fünf Angreifer hätten den Schusswechsel überlebt, seien in das Gebäude eingedrungen und hätten die Geiseln genommen.

Am Sonntagmorgen stürmten Sicherheitskräfte die Anlage und befreiten etwa 40 Geiseln. Drei Geiseln kamen dabei Berichten zufolge ums Leben. Zwei Soldaten und vier Angreifer wurden ebenfalls getötet. Einer der Attentäter, der die Gruppe angeführt haben soll, konnte schwer verletzt festgenommen werden.

Der Angriff war ein Schlag für Pakistans Armee. Diese versteht sich als De-facto-Parallelregierung in Sicherheitsfragen und lässt sich von der zivilen Regierung in Islamabad kaum hereinreden. Vor wenigen Tagen kritisierte die Armee, die Regierung in Islamabad gefährde Pakistans "Souveränität". Islamabad beabsichtigte, Gelder aus Washington anzunehmen, die an Bedingungen geknüpft waren.

Bis zum Sonntagabend bekannte sich niemand zu der Attacke. Jedoch geht der Angriff vermutlich auf das Konto der Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP, "Taliban-Bewegung in Pakistan"). Beobachter zeigten sich überrascht, wie ausgefeilt die Attacke war. Pakistanische Medien berichteten, die Polizei habe in Islamabad die Wohnung ausfindig gemacht, in der sich die Attentäter seit etwa einem Monat aufgehalten hätten.

Der Angriff spricht die Sprache des neuen Taliban-Chefs Hakimullah Mehsud. Dieser hatte sich erst vor knapp einer Woche pakistanischen Journalisten gezeigt, um Gerüchte auszuräumen, er sei bereits nicht mehr am Leben. "Wir werden weiter angreifen, solange die Drohnenangriffe nicht aufhören", sagte er. Wenige Stunden später sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Gebäude des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Islamabad in die Luft und tötete fünf Menschen. Am Freitag tötete ein Selbstmordattentäter auf einem Markt in Peschawar mehr als 50 Menschen. Hakimullah Mehsud soll eine Reihe schwerster Anschläge in den vergangenen Jahren geplant und umgesetzt haben.

Mit den immer brutaleren Anschlägen wollen die TTP die Armee und die Regierung in Islamabad offenbar dazu zwingen, eine geplante Armeeoffensive gegen die Hochburg der Militanten in Südwasiristan an der Grenze zu Afghanistan zu stoppen. Offenbar sollen die Menschen in Pakistan bewegt werden, die Regierung zu einem Friedensabkommen mit den Taliban zu zwingen. Doch die öffentliche Meinung hat sich deutlich gegen die Taliban gerichtet.

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