: Anschlag auf „Data Domizil“
■ Mehrere hunderttausend Mark Sachschaden bei bekannter Grundstücksverwaltung / Bisher noch kein Bekennerschreiben aufgetaucht
Drei Brand- und Sprengsätze zündeten gestern früh bei der Grundstücksverwaltungsfirma „Data Domizil“ in Zehlendorf. Es entstand ein Schaden in Höhe von mehreren hunderttausend Mark. Die Täter sind bisher noch unbekannt, die Polizei hat keine konkreten Hinweise. Ein Bekennerschreiben ist bisher weder bei der Polizei noch bei Pressemedien aufgetaucht.
Nach Angaben der Polizei lösten mechanische Wecker die Brand- und Sprengsätze etwa um 2 Uhr 50 aus. Der 37jährige Geschäftsführer Michael Kluge bemerkte die Explosionen, konnte das Feuer aber nicht selbst löschen. Zu dem Anschlag verweigerte Data Domizil jede Stellungnahme.
Die Grundstücksverwaltungsfirma wurde in Berlin bekannt, weil sie im September 1988 MieterInnen der Gitschiner Straße 87/87a in Kreuzberg polizeilich räumen ließ. Die Aktion wurde später von einem Gericht für rechtswidrig erklärt. Der spätere Innensenator Erich Pätzold (SPD) entschuldigte sich bei den MieterInnen. Im Januar 1989 wurden dann die Geschäftsräume der Firma in der Salzachstraße und an ihrem Stammsitz in Neumünster durchsucht. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen des Verdachtes auf Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Hinterziehung von Sozialabgaben und weiterer Delikte gegen die Geschäftsführer Kluge, Schnelle und Truschkowski. Und weil die Verwaltung Modernisierungskosten gegenüber MieterInnen und auch der öffentlichen Hand unkorrekt abgerechnet hat, die Miete zu hoch angesetzt und Keller aufgebrochen waren, liegen MieterInnen ihrer derzeit über fünfzig Häuser mit Data Domizil im Rechtsstreit.
Zuletzt geriet die Firma in die Schlagzeilen, als sie versuchte, einige zehntausend Häuser der Ostberliner Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) in Prenzlauer Berg zu erwerben. Nachdem durch Presseberichte bekannt wurde, daß nach dem Joint-venture sich die Mietpreise vervierfacht hätten, scheiterte das Geschäft.
diak/eva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen