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Archiv-Artikel

Anrührende Stimmen

Hans Krásas Kinderoper „Brundibár“ in einer neuen Inszenierung im Concordia-Theater

Bremen taz ■ „Damals war Brundibár für uns ein Traum, der lebendiger war als das Leiden in Terezín, ein Licht im Dunkel der Gefangenschaft“, so erinnert sich der damals dreizehnjährige Trompeter Paul Aron Sandfort an die Aufführung von „Brundibár“ des tschechischen Komponisten Hans Krása im jüdischen „Vorzeigeghetto“ Theresienstadt. In Brundibár, das 1991 erstmals nach 50 Jahren wieder aufgeführt wurde, geht es um die armen Kinder Annika und Pepícek, die sich mit ihren schönen Stimmen Geld verdienen, um für ihre kranke Mutter Essen kaufen zu können. Der böse Leierkastenmann Brundibár sucht das erfolglos zu verhindern.

Auch wenn der Inhalt der kleinen Oper die politische Situation nicht thematisiert – sie wurde 1941 heimlich uraufgeführt, dann über fünfzigmal in Theresienstadt gespielt, bevor der Komponist wie alle anderen MitspielerInnen in Auschwitz umgebracht wurde –, so mag der Sieg des Guten in der Geschichte doch damals als existentiell empfunden worden sein.

Diesen Eindruck konnte die jetzige Aufführung im Concordia eindrucksvoll vermitteln. Sie wurde gestaltet vom Kinderchor des Bremer Theaters. Es war eine gute Idee, diesem guten, aber durch Mangel an Literatur auch nicht oft zu hörenden Kinderchor einmal eine eigene Produktion zu geben. Wunderbare und anrührende Stimmen waren da zu hören, so der Brundibár mit seinem tiefen Alt, Annika und Pepícek mit ihren leuchtenden Sopranen oder auch die Mutter mit einer ans Professionelle grenzenden Stimmschönheit.

Die neoklassische, mit Volkslied- und Jazzelementen versetzte Musik für dreizehn MusikerInnen war in besten Händen bei Christian Günther, der mit Mitgliedern des Jugendsinfonieorchesters und der Bremer Philharmoniker eine ungemeine Frische zauberte und in Bremen nach der Aufführung 2001 durch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen einmal mehr von der Unsterblichkeit dieser kleinen Musik überzeugte.

Die Inszenierung von Julia Haebler dürfte sich trotz feiner Ansätze ruhig mutiger gebärden, das war alles ein bisschen künstlich und nicht so ganz ersichtlich, dass diese Kinder einfach auf der Straße leben und Hunger haben. Stimmungsvoll und einfallsreich das Bühnenbild im lang gezogenen Concordia von Tobias Kreft. Viele ZuschauerInnen sind dieser zauberhaften Produktion zu wünschen.

Ute Schalz-Laurenze

Weitere Aufführungen: 16., 20. und 29. November