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Anna Klöpper Der Wochenendkrimi MeinlieberThomas!

Triumphierend wedelt der Kriminalassistent mit einer neben der Leiche gefundenen Visitenkarte vor der Nase seines Chefs herum und verkündet Namen und Arbeitgeber des Ertrunkenen. „So weit waren wir vor einer halben Stunde auch schon, mein lieber Thomas“, sagt der Chef.

Mein lieber! Wer schreibt denn bloß solch trutschige Dia­lo­ge (Buch: Harald Göckeritz und Miguel Alexandre)? Die gehören ins ZDF-Herzkinoreservat, mit doppeltem Stacheldraht drumrum, und Herzkino ist erst wieder am Sonntag.

Aber gut, auch wir haben Herz und können verzeihen. Denn die neue Folge „Unter Männern“ aus der „Der Kommissar und das Meer“-Reihe kommt noch ganz ordentlich in Schwung. Kurz noch mal die Augen zuhalten, wenn Kommissar Robert Anders (Walter Sittler) ungelenk die Waffe zieht und steifbeinig einem dubiosen Typen nachrennt, der in der Wohnung des Toten auftaucht, um irgendwelches Drogengeld einzutreiben. Walter Sittler sieht, vorsichtig gesagt, nicht gut aus mit einer Pistole in der Hand.

Doch es wird ja, wie versprochen, auch ohne weiteres Pistolengefuchtel noch passabel spannend. Auch, weil der Zuschauer lange nicht weiß: Wer ist hier eigentlich Opfer, wer Täter? Denn der Tote war, kurz bevor er desorientiert mit angeschlagenem Kopf in der schwedischen Ostsee ertrinkt, noch mit den Kumpels Elche schießen und Schnaps saufen. Haben die etwa Magnus Sandberg (Henrik Johansson) umgebracht? Aber warum haben sie dann Angst, selbst „die Nächsten“ zu sein? Fragen, die sich zum Glück nicht zu früh auflösen.

Und so bleibt es am Ende nur ein Rätsel, warum die Frau (Eva Rüse) eines der Tatverdächtigen ständig in Bluse und ohne erkennbare Beinkleider töpfern muss. Da sind Drehbuch und Regie wohl auch „Unter Männern“ entstanden.

„Der Kommissar und das Meer“: „Unter Männern“; Sa., 20.15 Uhr, ZDF

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