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Anklage gegen nordirische Soldaten

Mitgliedern des „Ulster Defence Regiments“ (UDR) wird unerlaubter Waffenbesitz vorgeworfen Dahinter steht Weitergabe von Geheimakten über „mutmaßliche IRA-Mitglieder“  ■  Von Ralf Sotscheck

Berlin (taz) - Gestern wurde vor einem Belfaster Gericht Anklage gegen vier Mitglieder des nordirischen „Ulster Defence Regiments“ (UDR) wegen unerlaubten Waffenbesitzes erhoben. Die Soldaten stehen außerdem im Verdacht, Geheimakten mit Fotos und Adressen „mutmaßlicher IRA -Mitglieder“ an protestantische Todesschwadronen weitergegeben zu haben, eine Übung der britischen „Sicherheitskräfte“, über die täglich neue Enthüllungen bekannt werden.

Das 1970 gegründete UDR ist das nordirische Regiment der britischen Armee und soll sich sowohl aus Protestanten als auch Katholiken rekrutieren. Tatsächlich beträgt der Anteil der Katholiken jedoch unter vier Prozent. Viele UDR-Soldaten sind gleichzeitig Mitglieder in paramilitärischen Protestanten-Organisationen. Bereits in den 70er Jahren konnten ihnen zahlreiche Morde an Katholiken nachgewiesen werden.

Die neuen Enthüllungen haben zu Spannungen zwischen London und Dublin geführt. Der britische Innenminister Douglas Hurd hatte Mitte vergangenen Monats eine 19köpfige Untersuchungskommission eingesetzt, mit deren Leitung er den stellvertretenden Polizeichef von Cambridgeshire, John Stevens, beauftragte. Auf Stevens‘ Anordnung durchsuchten 300 Polizisten am Sonntag früh die Häuser von 30 UDR -Soldaten in Belfast. Dabei fanden die Beamten geheime Dokumente sowie Waffen und Munition. 28 Soldaten wurden aufgrund von Anti-Terrorismusgesetzen verhaftet. Die meisten kamen jedoch am Abend wieder frei.

Protestantische Politiker beschuldigten John Stevens gestern, die Verhaftungen lediglich vorgenommen zu haben, um die irische Regierung zu beruhigen. Der Westminster -Abgeordnete der Unionistischen Partei und ehemalige UDR -Soldat, Ken Maginnis, sagte, das UDR dürfe nicht zum Sündenbock gemacht werden. Vor zwei Wochen hatte sich herausgestellt, daß auch die nordirische Polizei Geheimakten an protestantische Mordkommandos weitergegeben hat. Eine nordirische Zeitung behauptete daraufhin, Beweise zu haben, daß in der Polizei ein „innerer Kreis“ existiere. Dieser Kreis habe es sich zum Ziel gesetzt, die IRA „auszurotten“.

Am Sonntag ist bei einem IRA-Anschlag der 51jährige Polizeiinspektor Alwyn Harris in Lisburn ums Leben gekommen. Seine Frau wurde von der Bombe, die unter dem Auto angebracht war, leicht verletzt. Harris ist der dritthöchste Polizeibeamte, den die IRA in diesem Jahr getötet hat.

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