Anke Engelke als Frucht-Frankenstein: Es geht um die Bio-Wurst
Wie kann man Kindern das sperrige Thema Lebensmittelzusatzstoffe nahe bringen, ohne sie zu vergraulen? Das Hörspiel "Die Currywurstlüge" mit Kurt Krömer und Anke Engelke hat's versucht.
BERLIN taz Was ist gutes Essen und was ungesundes? Was hat das mit der Tierhaltung und Aromastoffen zu tun? Was ist in schlechtem Essen drin und was passiert mit mir, wenn ich es esse? Nicht gerade der Stoff, aus dem spannende Hörspiele für Kinder gestrickt sind. Möchte man sie trotzdem für dieses Thema sensibilisieren, zum Beispiel weil sie mit Vorliebe Junkfood essen, dann muss man sich was einfallen lassen, was nicht sofort durch den erhobenen Zeigefinger abschreckt.
In "Die Currywurstlüge", einem Umweltkrimi zum Hören für Menschen ab acht Jahren, lüften die Autoren Ephraim Broschkowski und Britta Steffenhagen das Geheimnis von Werners Imbissbude. Denn dass plötzlich alle scharf auf Werners neue Currywürste sind, aber gleichzeitig unter Schlafattacken leiden, versteht der ja selber nicht. Kabarettist Kurt Krömer gibt den perfekten Wurstbudenbesitzer, dem man es dann auch nicht verübeln kann, dass er den Grund für den niedrigen Preis seiner Würste nicht so genau hinterfragt. Er hatte ja keine Ahnung, dass die nur aus Sägespähne und Küchenabfällen bestehen - vermischt mit Lebensmittelzusatzstoffen - genannt die "Mundbombe".
Und hier kommt Anke Engelke als Professorin Schunkel ins Spiel. Schon in "Findet Nemo" hat sie Perfektion bewiesen als Sprecherin der leicht überdrehten, leicht hysterischen Fischdame Dori. Ebenso wirr und irrsinnig komisch erklärt ihre Professorin diesmal anhand der Firmengeschichte ihres Unternehmens Superfresschen die Wirkung von Lebensmittelzusatzstoffen. Sie bezeichnet sich selbst als Frucht-Frankenstein und trifft sich mit ihrem Aromakreis. Eine Wissenschaftlerin, die von ihrem Elfenbeinturm aus die massenhaft gesundheitsschädigenden Auswirkungen ihrer Erfindungen kaum realisiert.
Ganz schön komplexer Tobak für die Kids, besonders wenn die gleichzeitig noch den von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) als Umweltbotschafter für Kinder eingeführten Graslöwen Ernst nehmen sollen, der aus dem Graslöwenland kommt, um diesen Lebensmittelskandal aufzuklären. Je nach Alter müssen die jungen Hörer wohl entweder den Graslöwen oder die Lebensmittelzusatzstoffe ausblenden, denn beides geht irgendwie nicht zusammen.
Trotzdem macht die Geschichte Spaß, weil sie zum einen Schwarzweiß-Malerei vermeidet und zum anderen mitunter herrlich überdreht ist. Zum Beispiel wenn am Ende der Geschichte alle Fast-Food-Junkies im Chor "Currywurst!" fordern. Und die Moral von der Geschichte, dass es nämlich zwar teurer aber auch besser für die Wurst ist, wenn weniger Tiere im Stall stehen und weniger Medikamente brauchen, ist eine, die auch nicht sauer aufstößt.
"Die Currywurstlüge", Audio-CD erschienen bei Terzio. 9,95€
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!