: Angst vor der Abschiebung
■ Selbstmordversuch eines iranischen Flüchtlings
Memmingen (taz) – „So etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt“, schildert der Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Memmingen im Allgäu, Klaus-Gisbert Rehmet, den dramatischen Vorfall vom Mittwoch nachmittag. Ein 36jähriger iranischer Asylbewerber, der in Abschiebehaft saß, griff beim Verlassen der Montagehalle zu einem Behälter mit Nitroverdünnung und goß sich diesen über den Kopf. Ehe ein Justizbeamter reagieren konnte, zündete der Mann sich mit einem Feuerzeug selbst an.
„Sofort versuchte ein Beamter, den brennenden Gefangenen zu löschen. Dabei zog er sich Verbrennungen zweiten Grades zu“, berichtete der Anstaltsleiter Rehmet. Doch erst mit einem Feuerlöscher konnte der brennende Häftling gerettet werden. Die Brandwunden waren jedoch so stark, daß er in eine Spezialklinik nach München geflogen werden mußte. Inzwischen ist der Iraner nach Polizeiangaben aber außer Lebensgefahr.
Zu keinem Zeitpunkt sei der Mann unangenehm aufgefallen, heißt es in der Memminger JVA. Er sei zwar verunsichert gewesen, als er erfuhr, daß er am Donnerstag zur Anhörung in Sachen Asyl nach München gebracht werde. Aber nach einem Gespräch mit dem Sozialarbeiter, der ihm die Zusammenhänge der sogenannten Sammelschubverfügung erläuterte, habe er gefaßt und ruhig gewirkt. Es sei ja erst eine Vorstufe zur Abschiebung gewesen.
Unerklärlich ist es dem JVA- Leiter, daß der iranische Asylbewerber dann „plötzlich so reagierte“. Der Iraner war wegen eines Drogendeliktes zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Seine Verwandten leben alle im Iran. Über seine genauen Asylgründe war gestern nichts in Erfahrung zu bringen. Klaus Wittmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen