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Archiv-Artikel

Angst vor Aids

UNO warnt vor Scheitern der internationalen Aids-Bekämpfung und fordert „Quantensprung“

NEW YORK ap/rtr/taz ■ Die Immunschwächekrankheit Aids breitet sich nach UN-Angaben schneller aus als jemals zuvor. Zwar gebe es vereinzelte Erfolge, sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan am Donnerstag auf einer eintägigen Aids-Konferenz in New York zum 4. Jahrestag der UN-Sondersitzung zum Kampf gegen Aids aus dem Jahr 2001. Die Maßnahmen hätten jedoch nicht die notwendige Größenordnung. „Es ist klar, dass die Seuche unseren Eindämmungsversuchen davonläuft“, sagte Annan. Solange sich Aids weiter ausbreite, sei das UN-Ziel einer Halbierung der weltweiten Armut bis 2015 nicht zu erreichen.

Von der Krankheit betroffen sind inzwischen 39,4 Millionen Menschen. Allein 2004 seien weitere 4,9 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert worden und 3,1 Millionen an Aids gestorben, so die neuesten UN-Zahlen. Das seien die größten jemals verzeichneten Zuwächse. „HIV und Aids breiten sich immer schneller und auf jedem Kontinent aus“, sagte Annan.

Peter Piot, Leiter der UN-Kampagne gegen Aids, sagte: „Wir bewegen uns auf die Globalisierung der Seuche zu.“ Die Entwicklung von Aids sei in eine „neue und kritische Phase“ eingetreten. Behandele die internationale Gemeinschaft dies nicht mit der gleichen Dringlichkeit wie Sicherheitsfragen, werde Aids „sich über Jahrzehnte weiter ausbreiten und verschlimmern, unglaubliche Zahlen von Menschen töten und ganze Gesellschaften verwüsten“.

Acht Milliarden Dollar gab die Welt im vergangenen Jahr für den Kampf gegen Aids aus – mehr als je zuvor. Die größte Einzelsumme kommt dabei von den USA mit 2,4 Milliarden Dollar, wobei die US-Aidsprogramme unter Druck christlicher Fundamentalisten stehen. Die acht Milliarden Dollar müssten auf jährlich 14 bis 16 Milliarden Dollar verdoppelt werden, erklärte Piot. Es sei ein „Quantensprung im Engagement“ nötig – nicht einfach eine Aufstockung der Finanzmittel, sondern auch eine beständige Finanzierung, damit Infizierte wüssten, dass ihre Behandlung nicht aus Geldmangel abgebrochen werde.

Annan verwies darauf, dass die Aids-Bekämpfung funktionieren kann. In Ländern wie Kamerun, Kenia, Sambia und den Bahamas sei die Zahl der Aidskranken jetzt langsam rückläufig. „Wir wissen, was hilft. Wir wissen, wie wir den Zyklus der Infektionen unterbrechen können“, sagte er. Doch nur zwölf Prozent der Menschen in armen Ländern hätten Zugang zu wirksamen Therapien.