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„Angriff wird zum Rohrkrepierer“

■ IG Metall bläst zur Mobilmachung gegen Sozialabbau

Auf den Frontalangriff der Unternehmer auf Tarif- und Sozialleistungen reagieren die Gewerkschaften im Norden ihrerseits mit Drohgebärden. Vier Monate vor Ablauf der Friedenspflicht denken schon jetzt namhafte Gewerkschafter über einen Streik zum Erhalt des sozialen Besitzstandes nach. IG Metall-Küste-Chef Frank Teichmüller: „Mit uns wird es weder eine Null- noch eine Minusrunde geben. Wir werden jedes Unternehmen in die Pflicht nehmen und den Konflikt in den Betrieb tragen.“

Zwei Tage nach der Ankündigung von „Gesamtmetall“, die Tarifverträge zu kündigen, um Sozialabbau zu realisieren, hat auch Nordmetall den Lohntarifvertrag sowie die tariflichen Urlaubsregelungen für die 250.000 Beschäftigten der Metallindustrie Im Norden gekündigt. Nordmetall-Sprecher Franz-Werner Filbach: „Die bedrohliche Situation erzwingt eine Korrektur der tariflichen Regelungen.“ Filbach erklärte, daß aufgrund einer tiefgreifenden Produktions-, Kosten- und Ertragskrise und des zerstörerischen Wettbewerbs die Metallbosse „unkonventionelle Wege“ gehen müßten, um den Standort „Norden“ zu sichern.

Teichmüller bezeichnete das Arbeitgeber-Vorgehen als „Sieg der Brechstange gegen die Vernunft“. Die Ankündigung sei ein „Rohrkrepierer“, da dadurch „sozialer Unfrieden“ geschaffen werde, der „soziale Frieden“ aber für viele Betriebe Standortgarant sei. IG Metall- Sprecherin Gisela Pettersson ergänzt: „Viele Unternehmer haben bereits gemerkt, was der Verband ihnen für ein Kuckucksei ins Nest gelegt hat.“

Fast alle Unternehmen wollen als zweite Angriffslinie die übertariflichen Zahlungen und Sozialleistungen wie Weihnachtsgeld streichen - damit bescheren sie nach IG Metall-Berechnungen der deutschen Wirtschaft einen Kaufkraftverlust von 15 Prozent. Die IG Metall werde die Bonner Politk bekämpfen, nach der die Inflationsrate von den Lohnabhängigen ohne entsprechenden Ausgleich getragen werden soll.

Ob es auch in anderen Branchen zu Sozialkürzungen kommt, kann der DGB derzeit defintiv nicht sagen. Ein Sprecher: „Wir haben keine flächendeckende Erhebung über den Angriffsstand.“ Gegen die Streichung des Schwechtwettergeldes durch das Arbeitsamt, die laut IG Bau 15.000 Malochern im Winter den Job kosten wird, soll heute um 11.55 Uhr vorm Arbeitsamt demonstriert werden. KvA

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