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Angola: Wieder Krieg?

■ Kämpfe zwischen Polizei und Unita

Luanda (AP/dpa) — Der Beginn schwerer Kämpfe in Luanda hat in Angola die Angst vor einem Wiederausbruch des Bürgerkrieges bestärkt. Die Gefechte zwischen der Polizei und Anhängern der früheren Rebellenorganisation Unita begannen gestern vormittag vor einem Hotel in Luanda, in dem überwiegend Unita-Anhänger untergebracht sind. Zuvor war eine UN-Delegation in dem südwestafrikanischen Land eingetroffen. Sie wollte sich um eine friedliche Beilegung des Streits über das Wahlergebnis bemühen.

Die Auseinandersetzungen begannen nach der Explosion einer Bombe im Hotel Turismo in der Innenstadt Luandas. Polizisten und Unita-Leute lieferten sich ein Feuergefecht. Die Unita nahm zwölf Polizisten als Geiseln. Die Schießerei begann, als die gefangenen Polizisten der Presse vorgeführt werden sollten. Nach einer kurzen Feuerpause versuchten Sicherheitskräfte offenbar, das Hotel zu stürmen und die Geiseln zu befreien. In der Innenstadt war Maschinengewehrfeuer und der Einschlag von Granaten zu hören. Die Bewohner der angolanischen Hauptstadt wurden aufgefordert, in den Wohnungen zu bleiben. Unita-General Renato Campos und der Polizeichef von Luanda, Gaspar da Silva, verhandelten in dem Hotel über eine Beilegung des Konflikts. Es war der schwerste Zwischenfall in Angola seit Vereinbarung des Waffenstillstands zwischen der Unita und der Regierungspartei MPLA, die im vergangenen Jahr nach 16jährigem Bürgerkrieg zustande kam. Die internationale Kommission zur Überwachung des Friedensabkommens kam zu einer Sondersitzung zusammen.

Ängste vor einem neuen Krieg waren bereits Anfang der Woche geweckt worden, nachdem die Unita erklärt hatte, sie akzeptiere das Ergebnis der Parlaments- und Präsidentschaftswahl vom 29. und 30. September nicht. Sie beschuldigte die MPLA, die nach dem bisherigen Stand der Auszählung bei der Abstimmung den Sieg davontrug, des Wahlbetrugs. Die UNO- Botschafter aus den USA, Rußland, Kapverden und Marokko trafen am Sonntag in Luanda ein, wo sie in dem Streit vermitteln und sich für die Einhaltung des Friedensabkommens stark machen wollten.

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