: Angepruzzt
■ betr.: „Sprechen Sie lenggriese risch?“, taz vom 28.1. 98
Wieder mal meint einer der taz- Schreiber sich über die Sprechweise von uns Süddeutschen mokieren zu müssen. Dolmetscher fordert er, denn „keiner versteht ein Wort“ beim Interview mit den bayrischen Skiläuferinnen. Der Herr Kriener ist dabei aber sogar in der Lage, sowohl im bayrischen als auch im alemannischen Dialekt ganze Sätze schriftlich zu zitieren. Aber keiner versteht ein Wort – ist Herr Kriener denn keiner (oder sollte man im Brecht-Jahr besser schreiben: Keuner)?
Geht es also gar nicht um das Verstehen, sondern wird wieder mal ein mitteldeutsch geschultes Ohr durch unsere „gegurgelten“ Dialekte beleidigt? Die Überschrift deutet auch darauf hin, denn Kriener fragt nicht „Verstehen Sie lenggrieserisch?“, sondern „Sprechen Sie leggrieserisch?“ Er weiß sehr wohl, daß es für das Verstehen eines Dialektes nicht notwendigerweise seiner aktiven Beherrschung bedarf. Was dät denn dr Herr K. sage, wenn oiner von eis en Dolmetscher verlange dät, weil eis des ewige Hochdeitsch en dr Glotze uff da Sack goht?
„Es könnte so schön sein!“ Wirklich, mein lieber Herr K., wenn jeder nach seiner Facon reden könnte, ohne dauernd angepruzzt zu werden. Herbert Wieland, Schwabe
Anm. der Red.: Autor Kriener legt Wert auf die Feststellung, daß er ebenfalls aus dem tiefen Schwarzwald kommt.
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