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Anerkennung der Gebärdensprache!

betr.: „Ratte steuert Roboter“, taz vom 13. 10. 99

[...] Ein kleiner Nebensatz hat mich schaudernd zusammenfahren lassen: „An der Hals-Nasen-Ohren-Klinik in Hannover werden tauben Kindern Sonden implantiert, die an die Hörnerven Signale weitergeben und so dem Gehirn ein funktionierendes Ohr vortäuschen. Das, was diese „Sonden“, Cochlaer Implantate genannt, vortäuschen können, führt bei gehörlosen Erwachsenen implantiert in den meisten Fällen zu psychischen Störungen, Traumata bis hin zu Suizidgedanken und Selbsttötungen. Diesen Eingriff an gehörlosen Kindern vorzunehmen, überschreitet für mich die grundlegendste Form der persönlichen und ethischen Grenze.

Mit dieser Art von so genannter Korrektur wird etwas Grundlegendes außer Acht gelassen, nämlich, dass es eine reiche Gehörlosen-Kultur-Geschichte-Sprache und Gemeinschaft gibt. Gehörlos auf die Welt zu kommen, bedeutet die Chance zu haben, ein erfüllter, normaler und glücklicher Mensch werden zu können, nicht durch so genannte Korrekturen so genannter Defizite, sondern mit dem Respekt der Gesellschaft und der Möglichkeit in der eigenen (Gebärden-)Sprache zu lernen, leben und kommunizieren zu können. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist in Deutschland bis heute keine anerkannte Sprache! In Kindergärten und Schulen für gehörlose Kinder und Jugendliche wird immer noch lautsprachlich (oral) an den Kindern vorbeiunterrichtet. Jane Haardt, Duisburg

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