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Andreas Speit Der rechte RandWarum die Identitären ihre Aktionswochenenden im Wald verstecken

Foto: Jungsfoto: dpa

Die Freizeitanlage liegt mitten im Wald nahe Hitzacker. Eine ruhige, abgelegene Anlage mit elf Schlaf- und zwei Gruppenräumen. Selbst- und Vollversorgung wird angeboten. Der Preise variieren von 6,50 Euro bis 9,50 Euro. Vor wenigen Wochen mietete sich die Identitäre Bewegung (IB) Niedersachsen um David Ratajczak in die „Jugendfreizeitanlage Meudelfitz“ ein. Ihr „fünftes IB-Aktivistentreffen in Norddeutschland“ richteten sie hier im Wendland aus.

„Gemeinsam #Leben-Gemeinsam #Lernen-Gemeinsam #Feiern“, hieß es auf dem Twitteraccount der IB Niedersachen. Auf dem Programm standen für das Aktionswochenende 2019 Vorträge, Sport und Singen am Lagerfeuer. Seit Kurzem ist ein Video der IB von dem Wochenende online – eine selbstentlarvende Dokumentation.

Die Identitären betonen ständig die gewaltfreie Ausrichtung ihrer politischen Aktivitäten gegen den vermeintlichen „großen Austausch“ der eigenen Bevölkerung und der angeblichen „Islamisierung“ der europäischen Länder.

Sie hätten sich dem „Infokrieg“ im vorpolitischen Raum verschrieben, eine „Kulturrevolution von rechts“, angelehnt an den französischen neurechten Vordenker Alain de Benoist, wollten sie mit vorantreiben, indem sie mit ihren Aktionen Debatten beeinflussen und mit ihrem Agieren neue Deutungen für Begriffe anbieten. Gerne beziehen sie sich bei dieser „Metapolitik“ auf die Herren der „Konservativen Revolution“ wie Ernst Jünger oder Carl Schmitt. Deren antidemokratische und antiliberale Grundpositionen wollen sie popularisieren.

In dem 1:44 Minuten langen, selbstgedrehten Video sind die Identitären aus dem Norden allerdings kaum beim Diskutieren zu sehen. Es beginnt mit Warmmachübungen, Laufen und Boxen. Unterlegt mit einem schnellen Beat, werden immer wieder körperliche Ertüchtigungen gezeigt. Die Identitären tragen einzelne Baumstämme auf Anhänger, schleppen gemeinsam größere Baumstämme, ringen, machen Stützbeugen. Einzelne Identitäre laufen am Boden liegenden Mitstreitern über den Bauch. Immer wieder wird geboxt.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Nur eine einzige, sehr kurze Sequenz zeigt eine Situation, in der ein Vortrag gehalten wird. Bei diesen Schulungen der „Jugend ohne Mi­grationshintergrund“ verwundert es wenig, dass Identitäre schon Gewalt ausgeübt haben – trotz des anhaltenden Mantras der vermeintlichen Gewaltfreiheit. In Lübeck verletzten Identitäre bereits 2017 einen antifaschistischen Jugendlichen bei einer Auseinandersetzung mit einem Messer.

Das Video offenbart aber auch noch eine andere Verfasstheit. Bei dem Kampfszene sind nur Männer zu sehen. Im Video huschen zwei Frauen nur kurz durch die Bilder.

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