Statussymbole bei Sportlern: Wer hat an der Luxusuhr gedreht?
Sportler zeigen ihre Statussymbole, besonders Luxusuhren liegen da im Trend. Mitunter kommt es zu merkwürdigen Kooperationen.
I van Rakitić spielt immer noch. 37 Jahre ist der Schweizer Kroate nun alt und kickt für Hajduk Split in der Heimat seiner Vorfahren. Ein erfülltes Fußballerleben liegt hinter ihm. Er ist beim FC Basel zum Profi geworden, musste auf Schalke spielen, von da nach Sevilla wechseln, wo er dem FC Barcelona aufgefallen ist, mit dem er dann vier Titel und die Champions League gewonnen hat, bevor er nach Sevilla zurückgekehrt ist, um dort ein zweites Mal die Europa League zu gewinnen. 2018 ist er mit Kroatien Vizeweltmeister geworden. So einer hat gewiss etwas zu erzählen.
Nicht wenige würden gewiss die Biografie lesen wollen, die er nun veröffentlicht. Aber so einfach ist das nicht. Denn die kann nur lesen, wer sich eine Uhr der Schweizer Luxusmarke Dubois gekauft hat. „Die Biografie wird exklusiv digital auf einer Blockchain gesichert und ist fest einer ausverkauften Limited Edition Taucheruhr vom Modell DBF007-07 von Dubois et fils zugeordnet.“ So steht es in einer Presseaussendung.
Tauchen kann man mit der Biografie also auch. Einem gedruckten Buch täte das wohl eher nicht so gut. Auch E-Book-Reader sind wohl nicht unbedingt für die Verwendung unter Wasser geeignet. Aber es geht ja nicht wirklich darum, sich mit dem Leben von Ivan Rakitić zu beschäftigen. Das ganze Biografie-Blockchain-Limited-Gedöns dient einzig der Wertsteigerung. Einfach kaufen geht auch nicht: Die Uhren werden versteigert. Über 4.000 Euro wurden zum Beispiel für die Uhr geboten, mit der es exklusiven Zugriff auf die Reiseerinnerungen von Sebastian Hellmann und Familie bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris gibt. Ja genau, auch der Sportmoderator hat ein „NFT-Diary“ für Dubois geschrieben. NFT, klar, die Abkürzung für Non-Fungible Token darf bei dem ganzen Quatsch nicht fehlen.
Aber 4.000 Euro – ist das nicht ein arg popeliger Preis? Immerhin teurer als die Uhr, für die Bastian Schweinsteiger als Experte Schleichwerbung am öffentlich-rechtlichen Mikrofon gemacht hat. Der Weltmeister ist immer noch Botschafter für die Smartwatch mit GPS-Dingsbums und Titanarmband, die es schon für schlappe 1.500 Euro gibt.
Loden-Kalle
Ob der Uhrensammler Karl-Heinz Rummenigge dieses billige Luxusstück angenommen hätte, wenn es ihm von einem befreundeten Scheich als Geschenk dargeboten worden wäre? Die zwei Rolex-Uhren, mit denen ihn der Zoll 2013 bei der Einreise erwischt hat, waren satte 100.000 Euro wert. Und bei einem Einbruch bei Thomas Müller, dem zukünftigen Ex-Urgestein des FC Bayern, wurden 16 Uhren im Gesamtwert von 500.000 Euro gestohlen. Fünf Uhren von Patek Philippe sollen weggekommen sein und sechs Rolex.
So gehört sich das für Profisportler, die etwas auf sich halten. Radsportdominator Tadej Pogačar trägt ebenso wie Klassikerspezialist Mathieu van der Poel bei jedem Rennen eine Richard-Mille-Uhr. 300.000 Euro kosten die mit Saphiren reichlich bestückten Ungetüme – ganz ohne dass auf einer Blockchain irgendetwas Interessantes hinterlegt wurde.
Uhrenhersteller Dubois gibt auf seiner einen Einblick in Rakitić’ Werk. „Der Hunger lässt nicht nach, wenn du etwas gewonnen hast“, wird der Kicker zitiert. Ein Satz, der gut versteckt in einer Blockchain bestens aufgehoben ist.
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