piwik no script img

Andreas Hergeth ist auf der Suchenach einem BürgeramtsterminAbgelaufen und alleingelassen

Mal ehrlich: Wer weiß schon, wann der eigene Personalausweis abläuft? Das hat man in der Regel nicht so auf dem Schirm. Das kann sich rächen. Zum Beispiel zur vorgezogenen Bundestagsneuwahl in drei Wochen.

Nur durch Zufall habe ich entdeckt, dass mein Ausweisdokument am 19. Februar dieses Jahres abläuft. „Machst du zur Sicherheit eben Briefwahl“, sagt mein Mann, der seinen damals längst abgelaufenen Personalausweis im vergangenen Herbst neu beantragte. Und das ging ganz schnell: einmal am frühen Morgen auf die Homepage Berlin.de, einem Angebot des Landes Berlin, geschaut und sich durch die Online-Terminbuchung bei Berliner Behörden geklickt – schon hatte er einen Termin bei einem Bürgeramt in der Nähe.

Das ließ hoffen. Doch ich wurde enttäuscht, als ich mich Mitte Januar auf die Pirsch nach einem Bürgeramtstermin begab. Kein einziger freier Termin zu haben in den nächsten Tagen. Berlinweit. Erst irgendwann im März hätte ich einen Slot in einem Bürgeramt buchen können.

Also hieß es, dranbleiben und immer wieder die Online-Terminbuchung heimsuchen. Angeblich wird ständig tagesaktuell ein gewisses Kontingent von Terminen freigeschaltet, mal morgens, mal mittags. Tagelang immer wieder die gleiche Leier: „Leider sind aktuell keine Termine für Ihre Auswahl verfügbar“, heißt es dann. Schon am selben Tag gibt es auf einmal zwei freie Termine, zeigt das System. Doch dann muss man schnell sein. Klickt man weiter, gibt es auf einmal doch wieder kein freies Zeitfenster, da war offensichtlich jemand fixer als ich. Und so geht das zwei Wochen. Ausdauer aber zahlt sich auch in diesem Fall aus. Letzten Donnerstag, zwischen zwei Konferenzen, brachte der inzwischen routinierte Blick aufs Buchungsportal tatsächlich ein praktikables Zeitfenster im Bürgeramt Pankow.

Bürgeramtstermine sind derzeit noch rarer als sonst. Das liegt an den vorgezogenen Bundestagsneuwahlen. Weil in den Bezirkswahlämtern Personal fehlt, ist Berlins Bürgerservice erheblich eingeschränkt, und das schon seit Beginn des Jahres. Einige der mehr als 40 Bürgerämter schließen komplett, bei anderen fällt das Terminangebot schmaler aus. Das wird so bis nach den Wahlen bleiben.

Dass ich in meinem Friedrichshainer Kiez keine freien Termine finden konnte, liegt daran, dass das Bürgeramt in der Frankfurter Allee geschlossen bleibt. Dadurch entfallen nach Angaben des Bezirks rund 5.000 Termine. Berlinweit fallen Zehntausende Termine weg. Es kommt übrigens nicht von ungefähr, dass ich am Dienstag nach Pankow ins Bürgeramt fahren kann. In Pankow bleiben die Ämter, Wahl hin oder her, offen. Die Briefwahl hab ich übrigens auf den Weg gebracht. Sicher ist sicher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen