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Andere Völker, andere Heilmethoden

■ Medizinethnologie, ein neuer Forschungszweig, betrachtet den kranken Menschen ganzheitlich und im sozialen Zusammenhang / Die Sichtweise der Schulmedizin ist auch kulturell geprägt

, ein neuer Forschungszweig, betrachtet den kranken Menschen ganzheitlich und im sozialen Zusammenhang / Die Sichtweise der Schulmedizin ist auch kulturell geprägt

Andere Völker, andere Krankheiten? In anderen Kulturen gibt es

andere Vorstellungen über die Ursachen von Krankheiten und daher auch andere Heilmethoden. In Indien und China finden Heilrituale

im Tempel statt, in Sri Lanka spielen Dämonen beim „Gesundbeten“ eine Rolle. Im Völkerkundemuseum wollen im November MedizinethnologInnen anhand von Beispielen aus Asien zeigen, wie verschieden

die Kulturen mit Gesundheit und Krankheit umgehen.

Medizinethnologie ist ein in Deutschland noch junger Forschungszweig, in dem sich medizinisch interessierte Völkerkundler und völkerkundlich engagierte Mediziner treffen. Sie betrachten die Medizin nicht isoliert, sondern beziehen auch soziale und psychologische Aspekte ein: Nicht die Krankheit steht im Vordergrund, sondern das Kranksein des Menschen, wie er Krankheit erlebt in seiner sozialen Umgebung, seiner Kultur.

Bisher erforschten die MedizinethnologInnen vor allem „fremde“ Kulturen. Neuerdings richten sie ihr Augenmerk auch auf unsere eigene Gesellschaft. Unsere Schulmedizin sei auch kulturell geprägt — „eine Selbstverständlichkeit, die wir uns aber viel zu wenig bewußt machen“, so die Hamburger Medizinethnologin Gitta Bach. „Eine Krebserkrankung ist eben nicht, wie unser schulmedizinisches Denken glauben machen will, in Norwegen und Sizilien das gleiche.“

Die Vorträge, praktischen Beispiele, Filme und Ausstellungen im Völkerkundemuseum könnten dazu anregen, das eigene medizinische Weltbild zurechtzurücken. Die Veranstaltungsreihe wendet sich sowohl an Mediziner, Heilpraktiker, Krankenpfleger und Apotheker als auch an interessierte Laien.

Auch die Hamburger MedizinstudentInnen haben zunehmend Interesse an alternativen Heilmethoden, offizielle Lehrveranstaltungen zu diesem Thema werden jedoch an der Universität nicht angeboten. Deshalb hat der Fachschaftsrat für das Wintersemester eine Ringvorlesung über traditionelle asiatische und homöopathische Heilmethoden auf die Beine gestellt, die spannend werden dürfte.

Den Anfang macht der Leibarzt des Dalai Lama, Dr. Tenzin Chodrak, der über tibetanische Medizin berichten wird. Chodrak wurde nach der Flucht des Dalai Lama von den Chinesen gefangengenommen und verbrachte einundzwanzig Jahre in Gefängnissen und Zwangsarbeitslagern, bis er 1980 nach Indien zurückkehrte und seine Tätigkeit als Leibarzt wieder aufnahm. Ihm werden bei der Vorlesung in Hamburg auch Patienten vorgestellt, denen er auf den Puls fühlt: Der tibetanische Arzt diagnosti-

ziert Krankheiten aus der Art des Pulsschlages. Vera Stadie

Die Veranstaltungsreihe „Krankheit und Kultur“ im Museum für Völkerkunde findet bis zum 29.November jeden Sonntag um elf Uhr statt. Thema am 1.11.: Homöopathie im Mosaik indischer Krankheitskonzepte. Homöopathische Medikamente zur Cholera- Prävention in Dehli-Slums.

Ringvorlesung „Alternative Heilmethoden“ im Psychiatrie-Hörsaal des Universitätskrankenhauses Eppendorf, mittwochs 18 bis 19.30 Uhr. Am 4.11.: Traditionelle tibetanische Medizin, Diagnostik und Therapie. Dr. Tenzin Chodrak, Leibarzt des Dalai Lama.

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