Analyse: Die sieben Riesen
■ US-Außenministerin Albright besucht in Afrika ihre Freunde
Nur auf Freunde wird US-Außenministerin Madeleine Albright treffen, wenn sie ab heute für eine Woche quer durch Afrika tourt. Ihre Ziele sind die sieben engsten afrikanischen Verbündeten der USA: Äthiopien, Uganda, Ruanda, die Demokratische Republik Kongo, Angola, Südafrika und Simbabwe. Ziel der Reise, so sagt das US-Außenministerium, sei die Vertiefung der Beziehungen mit den Führern dieser Länder.
Man muß sich nur diese Führer anschauen, um zu bemerken, wie Afrika die Außenpolitik der USA verändert hat. Meles Zenawi, Yoweri Museveni, Paul Kagame, Laurent Kabila, Eduardo dos Santos, Nelson Mandela und Robert Mugabe waren alle früher in den Augen der USA Kommunisten, Terroristen oder Rebellen. Dann erwiesen sie sich als sieben Riesen, die die Geschicke eines Kontinents veränderten. Von der Entkolonisierung Angolas 1975 und Simbabwes 1980 über den Sieg von Rebellengruppen in Uganda 1986 und Äthiopien 1991 bis zum Ende der Apartheid in Südafrika 1994 und dem Fall der alten Regime in Ruanda 1994 und Kongo 1997 ist ein Wind des Wandels quer durch Afrika gefegt. Daß die USA dies rechtzeitig erkannten, ist ein Sieg für eine pragmatische Wende in ihrer Außenpolitik, zu der Washington in anderen Weltregionen noch nicht fähig scheint. Pragmatisch erweisen sich auch die neuen afrikanischen Führer, die trotz ihrer radikalen Vergangenheit die Marktwirtschaft als Motor der Entwicklung akzeptierten.
Doch wenn Albrights Afrikatour beim Selbstlob stehenbleibt, ist sie sinnlos. Alle sieben Länder haben erhebliche innenpolitische Probleme, bei denen die Prinzipien von Rechtsstaat und Demokratie zuweilen ignoriert werden. Das gilt für Äthiopiens Verfolgung von Oromo-Oppositionellen ebenso wie für Kongos Mißachtung des politischen Pluralismus oder die Korruption in Mugabes Simbabwe. Außerdem braut sich in der Krisenregion um Kongo, Ruanda und Uganda eine neue Kriegsrunde zusammen, in der sich die Verlierer der jüngsten Machtwechsel – von Mobutus Elite bis zu Ruandas Völkermördern – zusammentun könnten. Albrights sieben Riesen eint nicht nur der militärische Erfolg, sondern auch ein Hang zur Vernachlässigung politischer Partizipationsrechte ihrer Gegner, so blutrünstig und undemokratisch manche dieser Gegner auch sein mögen.
Der Pragmatismus, der die neuen Führer Afrikas an die Seite der USA und dann an die Macht gebracht hat, ist im Umgang mit den eigenen Bevölkerungen nicht immer spürbar. Hier liegt es nun an Albright, den Wert der pragmatischen Wende in der US-Außenpolitik unter Beweis zu stellen und auch unbequeme Dinge zu sagen. Sie trifft ja auf lauter Freunde. Dominic Johnson
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