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AnalyseEndlich ein Koloß!

■ Frankreich hat nun den ersehnten Global Player im Mediengeschäft

Alles aus einem Hahn: Wasser, Telefon, Fernsehen und Online-Dienste. So könnte man die Strategie des CGE- Konzerns beschreiben, der nach der Übernahme der Havas- Gruppe zu dem französischen Medienriesen wird – und zu einem der Global Player im Mediengeschäft. Denn die Compagnie Générale des Eaux ist ursprünglich ein purer Wasserversorger. Mit dem Verschlucken der traditionsreichen Havas-Gruppe wird nun endgültig ein Netzkonzern draus – ein Unternehmenstyp, der auch in Deutschland nicht ganz fremd ist. Denn die großen Versorgungskonzerne (hierzulande RWE, Veba, Viag) sind geradezu prädestiniert für den Einstieg in die schnell wachsende, aber kapitalfressende Kommunikationsbranche: Sie haben riesige Kapitalüberhänge unterzubringen. Und sie verfügen über das Wichtigste auf den künftigen Kommunikationsmärkten: Netze. Kabel- und Funknetze sind die Röhren, über die man in der digitalisierten Medienwelt bald alles und jedes transportieren kann: Telefon, Online-Dienste, Fernsehen...

Doch „Röhren ohne Inhalt klingen hohl“, hat CGE-Chef Jean-Marie Messier erkannt. Nun hat er sich den Inhalt einfach dazugekauft. Havas, seit 1835 eine Institution in Frankreich, verfügt über Werbefirmen, Verlagsaktivitäten von L'Express bis zum „Gault Millau“, Multimediatöchter und TV-Beteiligungen. Die wichtigste: Canal +. Das nicht nur in Frankreich erfolgreiche Pay-TV ist einer der bedeutendsten Spieler bei der Entwicklung des lukrativen Digitalfernsehmarkts in Europa. Die künftige CGE hat um die zehn Prozent bei der von Bertelsmann geschmiedeten CLT-Ufa mit ihren europaweiten Aktivitäten (u.a. RTL-Gruppe) – kein Wunder, daß über eine Allianz Bertelsmann-CGE spekuliert wird.

Mit dem neuen Koloß geht ein Traum der französischen Industriepolitik in Erfüllung. Endlich hat man einen eigenen Medienkonzern, der die Kraft hat, europaweit zu agieren. Bislang schauten die Franzosen mit neidvollem Schrecken auf Bertelsmann. Daß nun das Ziel erfüllt ist, ist in Frankreich wichtiger als die Sorge vor der Medienkonzentration. Immerhin wird die CGE mit ihrem Konzept Röhren plus Inhalte jenseits des Rheins über eine Medienmacht verfügen, wie sie hierzulande vielleicht Bertelsmann und Telekom gemeinsam hätten. Doch lieber als das gefürchtete ausländische Kapital im für das Nationalbewußtsein wichtigen Medienbereich nimmt man die Zusammenballung in Kauf: Das von der sozialistischen Regierung geplante Mediengesetz erlaubt diesbezüglich nahezu alles.

Der neue Riese in Frankreich kommt sehr spät. Er vollzieht nur eine Entwicklung nach, die in Europas Medienbranche längst als unvermeidlich gilt: der Trend zu riesigen Konzernen, die alles aus einem Hahn liefern. Auch wenn die Medienvielfalt dabei versiegt. Lutz Meier

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