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AnalyseSachsens Kohl

■ In der Sachsen-CDU klafft hinter Kurt Biedenkopf eine Personallücke

Spötter behaupten, Kurt Biedenkopf wandele in Sachen Amtszeit schon auf den Spuren seines ewigen Kontrahenten Helmut Kohl. Während der Rekordkanzler inzwischen Geschichte ist, plant Biedenkopf die Dienstjahre 9 bis 13 als sächsischer Ministerpräsident. Knapp 94 Prozent der Landespartei planen mit ihm: Der sächsische Landesparteitag in Riesa stellte den 68jährigen am Samstag als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im September auf.

Was sollten sie auch anderes tun? Hinter Biedenkopf klafft eine Personallücke: Sachsens CDU fehlt es an Köpfen und Ideen. Folglich gab es weder im Vorfeld noch in Riesa Diskussionen um Alternativen. Parteichef Fritz Hähle agiert derart glücklos, daß selbst die eigene Basis auf Austausch drängt. Gerade mal ein Prozent der Sachsen können sich laut einer Emnid-Umfrage Hähle als Biedenkopf-Nachfolger vorstellen. Kultusminister Matthias Rößler, von der Zeit als junger Wilder gehandelt, kam der Umfrage zufolge auf drei Prozent. Parteiintern gilt der 39jährige vielen als zu forsch. Der starke Finanzminister Georg Milbradt kommt auf fünf Prozent und ist mit dem Makel behaftet, ein Westdeutscher zu sein. Nicht viel besser steht es um Arnold Vaatz: Nicht nur, daß ihn sich bloß vier Prozent als Regierungschef vorstellen können. Viele der Blockflöten in der eigenen Partei mögen den scharfzüngigen Mann aus der Bürgerbewegung nicht leiden. Nach einer Zeit als farbloser Umweltminister verabschiedete sich Vaatz nach Bonn.

Bleibt noch Heinz Eggert. Vor zwei Jahren mußte der populäre Pfarrer als Innenminister zurücktreten. Ihm wurden bis heute nicht ausgeräumte Vorwürfe von sexueller Belästigung angelastet. Immerhin schaffte „Pfarrer Gnadenlos“ ein erstes Comeback: als stellvertretender Landeschef. Das Volk traut Eggert am ehesten zu, Biedenkopf einmal zu beerben. Doch wird die Partei nicht mitspielen: Die Furcht vor dem Aufstieg des kompromittierten Parteifreunds ist groß. Und weil ihn außerdem viele in der CDU für populistisch halten, würde er schwer in der Partei ausreichende Unterstützung finden. Dabei ist er es, der die Lage der Sachsen-CDU am sichersten beschreibt: Ihr fehle es an Köpfen. Und „kopflose Parteien wählt man nicht“.

Ein Glück, daß König Kurt noch einmal kandidiert. Und trotz des Desasters bei der Bundestagswahl – ein Verlust von 15 Prozent – stehen seine Chancen für eine neue absolute Mehrheit gut. Die Popularität des Landesvaters ist nach wie vor enorm. Zudem betrug der Stimmenanteil der Parteien, die in Sachsen bei der Bundestagswahl an der Fünfprozenthürde scheiterten, zusammen 17,5 Prozent. Übertragen auf die Landtagswahl hieße das, die CDU könnte bereits mit 42 Prozent der Stimmen allein regieren. Nick Reimer

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