An der Quelle: Evian, mon amour
La Kolumne
von Harriet Wolff
Ach, wäre ich bloß dort geblieben, im Basecamp von La Mannschaft. Stattdessen sitze ich vor einem Indoor-Springbrunnen im Hotel Beau Rivage in Genf, gestrandet wegen des Zugstreiks in Frankreich, erst in zwei Stunden geht es weiter Richtung Marseille. Zeit, die Barschel-Badewanne zu inspizieren habe ich nicht, schließlich muss ich diese Kolumne runterkloppen.
Ach, Evian, du Schöne. Hier ist der Evianer ganz Franzose, er liebt das Fahrrad nicht wirklich, und wenn er sich mal unmotorisiert bewegt, dann mit einem dieser lächerlichen Tretroller.
Nur die deutsche Mannschaft hat Räder dabei, aber die wird sie wohl nicht auf der Promenade ausführen. Die Jungs sollen nicht abgelenkt werden und radeln in verwunschenen Wäldern und très sécurisé. Ob Reinhard Grindel, der nicht wirklich sportlich wirkende DFB-Präsident, auch dabei ist? Eher nicht. Seine Suite im Hotel Royal hat eine Terrasse für 20 Leute, da kann die Truppe ja nach der Radtour vorbeischauen.
Durch die Abschirmung entgeht der Mannschaft so einiges im Heilbad Evian, wo das Krankenkassenkuren auch nicht mehr flutscht und man sich darob auf Golf- und Gipfelevents verlegt hat. Dort wehen die Flaggen der EM-Mannschaften und ist der Rasen so perfekt getrimmt, dass man sofort Fußi spielen möchte, wäre das Gelände nicht so abschüssig. Es wird auch kein so schlechtes Internet geben wie in meinem Hotel. Neuer hat die Situation unlängst auf den Punkt gebracht: „Sehr kompakt das Hotel, sehr schön.“ Aber eben nicht das wahre Leben.
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