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An damals denken!

■ De Maizière und Kohl auf dem Deutschlandtag der Jungen Union/ Herman Gröhe neuer Vorsitzender

Leipzig (ap/adn/taz) — Auf dem Deutschlandtag der nun gesamtdeutschen Jungen Union wurde Herman Gröhe aus Neuss zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. Seine vier Stellvertreter sind Joachim Herrmann und Christian Fischer aus der BRD sowie Christoph Bender und Cordula Schubert aus der DDR. Vor den 380 Delegierten sprachen am Samstag schon Ministerpräsident de Maizière, DSU-Chef Walther, CSU-Obmann Waigel, am Sonntag hielt Bundeskanzler Kohl eine Ansprache. De Maizière machte sich vor allem für eine Neuregelung der Bestimmungen zum Schwangerschaftsabbruch in einem vereinigten Deutschland stark. Dafür sei eine neue gesetzliche Grundlage erforderlich. So solle weder die bundesdeutsche Indikationslösung noch die in der DDR geltende Fristenregelung zur Grundlage der künftigen Abtreibungsbestimmungen gemacht werden. „Beide bisherigen Modelle sind nicht ausreichend“, meinte der Ministerpräsident unter dem Beifall der Delegierten. Nach dem Einigungsvertrag von DDR und Bundesrepublik sollen für längstens zwei Jahre noch beide bisherigen Gesetze im Westen und Osten Gesamtdeutschlands getrennt weitergelten.

Außerdem warnte er davor, die Vergangenheit einfach unter den Teppich zu kehren. „Wiederholen Sie nicht den Fehler von 1945, die Vergangenheit zu verdrängen“. Die Jugend habe die Chance, keine neuen Mauern auf dem Kontinent entstehen zu lassen.

Kohl hat am Sonntag in Leipzig seine Überzeugung bekräftigt, daß es kein Zurück zum deutschen Nationalstaat geben werde. Kohl sah in der Vereinigung einen „Aufbruch mit der deutschen Heimat in die europäische Zukunft“ und plädierte für eine Aussöhnung mit Polen. Die östlichen Nachbarn könnten sich auf die Hilfe Deutschlands verlassen. Jetzt müsse man auch an die Völker der Dritten Welt, beispielsweise in Lateinamerika denken, stellte er superschlau und -schnell fest. Er vertrat weiterhin die Überzeugung, daß es eine Verfassungsänderung hinsichtlich des Einsatzes der Bundeswehr in Krisengebieten geben müßte.

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