: Amtshilfe der Polizei in Monte Carlo
■ Polizei lieferte Informationen über rund fünfhundert Olympiagegner nach Monaco und hat Beamte im Fürstentum
Die Festnahme des taz-Reporters Uwe Rada belegt auf schlagende Weise die Amtshilfe der Berliner Polizei für die monegassischen Behörden. Dies galt bis vorgestern nur als unbestätigtes Gerücht. Während des vierstündigen Verhörs im Polizeipräsidium im Hafenviertel La Condamine wurde dem taz-Mitarbeiter erklärt, von der Berliner Polizei habe man Hinweise erhalten, daß er „Probleme mit der deutschen Justiz“ habe. Des weiteren wurde ihm für den Fall, daß er eine Aussage verweigere, gedroht, für die Dauer der IOC-Sitzung ins Gefängnis zu kommen.
Wie weitgehend die Berliner Polizei die Kollegen in Monte Carlo mit Informationen versorgt, belegen die zwei Vorhaltungen: Einmal geht es um ein Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs, das 1989 bereits eingestellt wurde. Daneben präsentierten die Monegassen eine Anzeige wegen Verleumdung.
Der Anlaß: ein kürzlich erschienener Artikel von Uwe Rada über einen Hausverwalter, der in Schöneberg seit einem Jahr ein binationales Ehepaar schikanieren soll. Der Hausverwalter reagierte mit einer Anzeige. Dieses Ermittlungsverfahren schwebt noch, wird jedoch laut Aussage des bearbeitenden Polizeibeamten eingestellt werden.
Ein monegassischer Polizeibeamter bestätigte der taz, man habe von den Berliner Kollegen Fotos von 300 bis 500 Olympiagegnern erhalten. Offenbar hat die Berliner Polizei nicht nur Daten an die Sicherheitsbehörden weitergegeben, sondern ist auch selbst vor Ort. Während der Vernehmung im Polizeipräsidium war für kurze Zeit eine Person anwesend, deren Akzent, so Rada, auf einen Berliner schließen lasse. Auch von der Berliner Polizei wurde inzwischen intern bestätigt, daß Beamte aus Berlin in Monte Carlo aushelfen.
Das Fürstentum gilt als ein bestens überwachter Staat. Seit Sonntag ist die Spannung der monegassischen Sicherheitsbehörden im Stadtbild deutlich zu spüren. So patrouillieren Mannschaftswagen der französischen Elitepolizei CRS in den Straßen. Die Personenkontrollen im Fürstentum wurden von den üblichen 200 auf nun 600 täglich verstärkt.
Die Berliner Olympia GmbH selbst berichtet in Monte Carlo lieber davon, daß das deutsche IOC- Mitglied Thomas Bach mit Prinz Albert von Monaco Tennis spiele. Die Verhaftung sowie das Engagement Berliner Sicherheitsbeamten vor Ort werden totgeschwiegen. Der Sicherheitsberater der Olympia GmbH, Peter Hanisch, behauptete noch um 12 Uhr: „Es gibt keine Festnahme.“ Sportsenator Jürgen Klemann meinte um 16 Uhr, vier Stunden nach der Freilassung, er wisse überhaupt nichts: „Fragen Sie doch mal Herrn Nawrocki.“ Der Geschäftsführer der GmbH seinerseits verwies auf die Polizei: „Darüber bin ich nicht informiert.“ Und auch Olympia- GmbH-Sprecher Christian Fürstenwerth, der allerdings eingestand, daß zwischen den Behörden von Berlin und Monaco eine Zusammenarbeit bestehe, wollte sich zu weiteren Einzelheiten nicht äußern. „Wir sind hier nur Gäste, haben kein Hausrecht. Das ist Sache der monegassischen Polizei.“ Cornelia Heim
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