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Amphetamin-Eldorado Polen

Warschau (afp) — Seit einigen Jahren schon ist Polen ein Transitland par excellence für harte Drogen aus dem Fernen Osten. Nun ist es aber auch zu einem der wichtigsten Erzeugerländer für Aufputschmittel geworden und hält mittlerweile 14 Prozent an der Weltproduktion. Im Lande selbst wird nur wenig davon verkauft, der größte Anteil wird nach Deutschland und Schweden geschmuggelt.

Mindestens 500 geheime Labors stellten derzeit reinste Weckamine her, erklärte jüngst der Vorsitzende der polnischen Antidrogenbewegung MONAR, Kotanski. Seit Mitte der 80er Jahre werde die Produktion in großem Stil betrieben. Die Hersteller und ihre Händler profitierten dabei vor allem von der laxen polnischen Gesetzgebung. Der Besitz von Drogen ist in Polen nicht verboten. Allein Verkauf und Handel mit Rauschgiften werden mit Gefängnisstrafen bis zu acht Jahren geahndet. Um Tatverdächtige aber rechtskräftig verurteilen zu können, müssen deren Kunden gegen sie aussagen. Dies ist jedoch illusorisch, denn die Drogensüchtigen hüten sich, gegen ihre Dealer oder gegen die Produzenten der Aufputschmittel auszusagen. Nur selten kommt es daher zu Verurteilungen. Vor kurzem erst berichtete das Fernsehen in Warschau, nach einem sensationellen Fund von 16 Kilogramm Amphetaminen habe die Polizei die Akte ohne Anklage schließen müssen, da nicht bewiesen werden konnte, daß die Drogen zum Verkauf bestimmt waren. Aus dem gleichen Grund wurde unlängst ein stadtbekannter Dealer in Danzig wieder freigelassen, weil die Polizei ihm lediglich den Besitz eines Pfunds Weckamine nachweisen konnte. In Deutschland und Schweden ist die Schmuggelware nicht nur wegen der guten Qualität hoch begehrt. Entscheidend ist vor allem die gigantische Gewinnspanne: 1988 kostete ein Kilogramm Aufputschmittel in Polen 18.000 Mark, in Deutschland konnte die gleiche Menge für 120.000 Mark verkauft werden. Unter dem kommunistischen Regime wurde Polen zum Transitland für den Verkehr von harten Drogen. Die Polizei lehnte zu dieser Zeit eine Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten im Westen ab. Erst 1990 trat Polen der Interpol bei. Einen dicken Fang machten polnische Zöllner im Oktober, als sie 110 Kilogramm Kokain in einem ausländischen Frachter im Hafen von Gdynia entdeckten. Gegenwert der Schmuggelware: 33 Millionen US-Dollar.

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