Amna Franzke Die Couchreporter: Eine Mädchenserie will es besser machen – und schafft das sogar: „The Bold Type“
Wenn ich mir mein Telefon ansehe, denke ich, diese Fernsehserie – „The Bold Type“ – wurde für mich gemacht. Ich bin die Zielgruppe. Erstens: Ich habe ein Smartphone. Zweitens: Meine neue Handyhülle glitzert, und es steht GRL PWR drauf (also Girl Power. Wenn Sie das nicht verstehen, gehören Sie wahrscheinlich nicht zur Zielgruppe). Und drittens: Ich trage dieses glitzernde Ding nur halb ironisch. Kurz gesagt: Ich bin ein Millennial. Ich gehöre zu der Generation der zwischen 1980 und 2000 Geborenen, um die sich das klassische Fernsehen gerade sehr bemüht.
Der US-amerikanische Fernsehsender ABC versucht das derzeit mit „The Bold Type“. Es geht um drei Frauen Mitte zwanzig, die in New York für das Modemagazine Scarlet arbeiten. In Deutschland läuft die Serie seit Februar zwar nicht im Fernsehen, dafür aber auf Amazon Prime. „The Bold Type“ versucht mit zwei Themen zu überzeugen: Fashion und Feminismus.
Es gibt einen Film, der wurde von vielen Millennials hoch und runter geschaut. „Der Teufel trägt Prada“ aus dem Jahr 2006. Er spielt auch in der Redaktion eines Modemagazins. Anne Hathaway ist eine junge Frau, die unverhofft Assistentin der Chefredakteurin wird – gespielt von Meryl Streep. Die ist eine geniale Diktatorin. Und Anne Hathaway, deren Figur sich eigentlich überhaupt nicht für Mode interessiert, verdient sich Respekt.
„The Bold Type“ versucht das Genre zu übersetzen für ein Publikum, das kritischer geworden ist, wenn es um die Darstellung von Frauen geht. Die Serie will ganz viel besser machen. Es gibt nicht nur drei sympathische Freundinnen, die sich verlieben und Erfolg im Job suchen. Also das, was einen Menschen zwischen 20 und 30 beschäftigt. „The Bold Type“ will politisch sein. Es gibt eine lesbische muslimische Künstlerin aus dem Iran, die Stress mit den Behörden bekommt. Es geht um sexualisierte Gewalt und wie Opfer in sozialen Medien Gehör finden. Es geht um Gleichberechtigung beim Sex.
Das wirkt manchmal alles ein bisschen sehr platziert. Eine Folge ist aber wirklich bemerkenswert. Eine der drei Protagonistinnen bewirbt sich auf eine Stelle im Moderessort. Ihr Traumjob, der allerdings mies bezahlt ist. Sie hat keine Familie, die sie finanziell unterstützt, und ist deshalb ziemlich verunsichert. Im Bewerbungsgespräch allerdings macht sie dem Chef klar, was sie wert ist und warum sie mehr als die übliche Bezahlung verlangt. Sie wird hingehalten – und versucht es später erneut. Sie wird abgewiesen – und sie versucht es noch einmal. Dann mit Erfolg. Drei lange Szenen, in denen eine junge Frau vor dem einflussreichen, berühmten Chef steht und sagt: Ich verdiene mehr. Und wenn du Nein sagst, dann verhandele ich mir die Konditionen.
„The Bold Type“ hat nichts von der Independent-Ästhetik wie „Girls“ (auch eine „Mädchenserie“, die vieles besser machen will). Alle sind perfekt gestylt, laufen durch Hochglanzkulissen, ständig werden schmalzige Popsongs eingespielt. Doch die Serie ist mit Haltung geschrieben. Und das reicht manchmal schon aus, um zu überraschen.
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