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Amerika kommt wieder

■ Bremer Geschäftsmann sponsert ein Amerikahaus-Projekt für Bremen

Die Telefonnummer 595 02 59 mit den Sprechzeiten montags von 9 bis 12 und mittwochs von 14 bis 16 Uhr – auf diese äußerst knappe Weise gab jetzt das Hamburger Amerikahaus bekannt, daß es in Bremen wieder etwas gibt, was man in der Hamburger Pressestelle zurückhaltend als „Mini-Pflänzchen“ bezeichnet. „Schreiben Sie um Gottes Willen nicht ,Filiale' oder noch schlimmer ,Bremer Amerikahaus'“, sagt der Sprecher auf Nachfrage. Das „Pflänzchen“ besteht aus einem Raum und einer studentischen Hilfskraft, die sich vor allem um die Beratung von Au-Pairs und austauschwilligen StudentInnen kümmert.

Zur gleichen Zeit schließen die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Häuser in Hannover und Stuttgart und starten in Bremen ein Pilotprojekt. Claus Munter, ein Bremer Geschäftsmann, hat dafür dem Amerikahaus Hamburg den kleinen Finger – ein winziges Büro – gereicht. Hamburg hat zugegriffen und wieder für Bremen in Bonn Geld beantragt. Claus Munter aber möchte sich nicht zu seinen Sponsoren-Motiven äußern. Lange Jahre – seit 1974 erst der „United States Information Service“ und 1986 dann auch das amerikanische Konsulat geschlossen wurde – hat das Hamburger Generalkonsulat Bremen mit betreut. „Intensivst bedient“, wie der Pressesprecher der Hamburger, Friedrich Mielke, betont.

Erst zur Literarischen Woche (Schwerpunkt Amerika) im Januar wurde erneut hervorgehoben, daß die amerikanische Regierung Bremen „politisch und wirtschaftlich für sehr wichtig“ halte. Nach dem Krieg richteten sich die Staaten sowohl eine militärische wie auch eine politische und kulturelle Präsenz in Bremen ein. Die Beziehungen zwischen Bremen und den USA wurden von Anfang an vom Schiffsbau, der Raumfahrt und der Luftfahrt, viel Technik, Handel und Militär bestimmt.

Die amerikanischen Militärs waren es dann aber auch, die zur Schließung des Generalkonsulats am damaligen John-F.-Kennedy-Platz (heute „Am Staatsarchiv“) führten. Zahlreiche Demos gegen den Vietnamkrieg, verbrannte Sternenbanner, eine Protestresolution der Bremer Bürgerschaft brachten schließlich den Bruch. Den Bremer PazifistInnen war vor allem ein Dorn im Auge, daß im „Stelzenbau“ am Kennedy-Platz auch der amerikanische Geheimdienst saß. Selbst der Rettungsflug von Senator Karl Willms mit Delegation nach Washington konnte nicht verhindern, daß die Generalkonsuln Bremen verließen.

Eher still hat sich dagegen das offizielle amerikanische Kulturleben in der Hansestadt verflüchtigt. Wettsingen, Gershwin-Konzerte, eine „Walt-Disney – Art of Animation“-Schau in den Fünfzigern: Übriggeblieben sind 1974 vom United States Information Service 10.000 Bücher, Zeitschriften und 900 Schallplatten, die als „John-F.-Kennedy-Bibliothek“ an die damalige Volksbücherei gingen. „Einiges davon ist später in einem Keller in der Neustadt abgesoffen“, weiß der Sprecher der Stadtbibliothek.

„Es könnte in Bremen wieder eine amerikanische Bibliothek geben“, meint Martina Schulze, die als Expertin für Austauschfragen von Hamburg aus jetzt das neue Bremer „Pflänzchen“ führt. „Wir dürfen aber unseren Geschäftsmann nun nicht überfahren, müssen also den Ort vorerst geheimhalten.“ Bonn sollte bis Mitte März finanzielle Unterstützung zusagen. Es gebe ja doch Bedarf in der Bevölkerung. „Amerikahäuser warten ab, daß man sich ihnen – zu eignem Nutz und Frommen – nähert“, hat schon 1962 die Norddeutsche Volkszeitung geschrieben. sip

Heute um16.30 Uhr gibt Martina Schulze Infos zu Studienmöglichkeiten in den USA, Tel. 595 02 59

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