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Amazon belebt alte BücherUni-Antiquariat wird digitalisiert

Amazon will zusammen mit einer amerikanischen Universität 400.000 alte Werke nachdrucken, die seit Jahren nicht mehr verfügbar sind. Damit hat das Antiquariat wohl ausgediehnt.

Eine neue Drucktechnik macht es möglich, digitalisierte Bücher schnell und in Einzelauflage zu drucken. Bild: dpa

Der Internet-Konzern Amazon baut sein Antiquariat aus. Wie das Unternehmen in dieser Woche ankündigte, will es in Zusammenarbeit mit der University of Michigan (UM) insgesamt 400.000 Titel in sein E-Commerce-Angebot aufnehmen, die seit vielen Jahren nicht mehr gedruckt werden. Die Werke in mehr als 200 Sprachen sind teilweise über 100 Jahre alt, zu den Autoren gehören auch historische Figuren. Die Werke stammen aus Bibliotheksbeständen der UM und werden dort gerade digitalisiert.

Möglich wird das Angebot durch Amazons "Book Surge"-Initiative. Dabei handelt es sich um ein so genanntes Print-on-Demand-Angebot, bei dem einzelne Bücher, die in digitaler Form vorliegen, auf Abruf gedruckt und ausgeliefert werden. Das geht, seit Maschinen existieren, die Bücher auch bei kleinen Stückzahlen proftiabel produzieren können. So kann inzwischen jeder zum Buchautor werden, der eine geringe Gebühr investiert.

Einige der innerhalb des Projektes angebotenen Werke sind auf dem freien Markt gar nicht mehr oder nur zu sehr hohen Preisen als historische Ausgaben zu erwerben. Bei Amazon werden die Titel, von denen die meisten inzwischen gemeinfrei sind, je nach Umfang zwischen 10 und 45 Dollar kosten. Sie werden im Soft-Cover-Format angeboten und erscheinen in moderner Optik oder, falls gewünscht, als Faksimile. Beides ist, sobald die Bände einmal digital vorliegen, keinerlei technisches Problem mehr.

Bei Amazon hofft man, dass nach der UM auch andere Hochschulbibliotheken an dem Projekt teilnehmen. Die Vorstellung: Statt historische Werke nur in einzelnen Ausgaben in der Handausleihe vor Ort anzubieten, können Wissenschaftler und Lernende die Werke auf Abruf in einer Neuausgabe anfordern.

Entsprechende Buchdigitalisierungsprojekte zur Konservierung der Bestände laufen derzeit an zahlreichen Universitäten wie Harvard oder Columbia, aber auch in Europa. Neben Amazon engagiert sich auch Google stark in dem Bereich, was aufgrund der Aufnahme noch urheberrechtlich geschützter Werke aber rechtlich umstritten ist.

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4 Kommentare

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  • M
    Mir

    @Goetz Valentino:

    So sehr ich Deine negative Einstellungen Amazon gegenueber verstehen und nachvollziehen kann: Der _Nachdruck_ von Buechern hat nun wirklich nichts mit einer "Entlastung hinnimmt, hip und platzsparend per Touchscreen zu blättern und zu lesen" zu tun. Ausserdem kenne ich persoenlich niemanden, der das wirklich als Entlastung wahrnimmt (und bevor jetzt einer aufschreit: ich lese ziemlich viel, und wenn moeglich nur auf Papier).

    Also bitte nicht zwei verschiedene Themen in einen Topf werfen, ja?

  • GV
    Götz Valentino

    Das Antiquariat muss bestehen bleiben. Es kann nicht sein, dass das gesammelte Wissen der Menschheit den Großkonzernen überlassen wird, die dann, je nach Gusto, gewisse Schriften per Knopfdruck verschwinden lassen!*

    Die zunehmende Digitalisierung von Büchern sowie der Vormarsch der handheld - E-Book-Reader begünstigen das Informationsmonopol. Ein Bücherverbot wird damit hinfällig, da die Mehrzahl der Konsumenten es als Entlastung hinnimmt, hip und platzsparend per Touchscreen zu blättern und zu lesen.

     

    *(siehe auch Taz vom 20.07.09 http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/amazon-loescht-e-books/)

  • SB
    Sascha Bachmann

    "ausgedient" ist wirklich sehr reißerisch. Sollen amazon das doch machen. Ein wirklich altes Buch ist doch mehr als ein frisch gedruckter alter Text.

  • AM
    Antiquariat Michael Stein

    Da hat das Antiquariat natürlich nicht ausgedient, denn es vermittelt ja nicht nur bloße Texte. Das Original ist für Sammler und manche Forschungszwecke nicht zu ersetzen. Die Preise der Reprints sind auch nicht gerade niedrig, da können Antiquariate (im Netz) sicher oft mithalten. Die Reprints landen wieder im Antiquariat. Klar, das Antiquariat wird den Wettbewerb spüren, Amazon wird seine Position als erste Suchadresse für Bücher stärken. Aber ausgedient? Don't panic!