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Amalgam

■ betr.: „Gift auf Rezept“, taz vom 22. 5. 96

Durch Euren heutigen Leitartikel erweckt Ihr (mal wieder) den Eindruck, Deutschlands Zahnärzte würden ihre Patienten aus reiner Profitgier mit Amalgam umbringen. Das was am Amalgam „schädlich“ sein soll, ist das Quecksilber. [...] Was vom Körper resorbiert wird, ist Quecksilberdampf, und der wird hauptsächlich beim Legen und beim Entfernen einer Amalgamfüllung frei. Diesen Dampf atmen wir Zahnärzte nun nicht alle halbe Jahre mal ein, wie ein durchschnittlicher Patient, sondern täglich. [...] Merkwürdigerweise ist in den ganzen Fallbeispielen, die über Amalgam im Umlauf sind, nie von den Zahnärzten die Rede. Mir ist bisher auch kein Fall bekannt, in dem ein Zahnarzt krank oder berufsunfähig durch Amalgam geworden wäre. Aber wahrscheinlich schützt Raffgier vor Quecksilbervergiftung.

[...] Amalgam ist nun einmal im weiteren Sinne ein Medikament, das sicherlich nicht von 100 Prozent der Patienten vertragen wird. Die Amalgamdiskussion, die aber zur Zeit in Deutschland stattfindet, bewegt sich meiner Meinung nach auf einem Niveau, das mich vermuten läßt, daß das Zeitalter der Aufklärung spurlos an diesem Land vorbeigegangen ist. Till Dammaschke, Münster

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