: Am schönsten ist der Winter weiß
So viel Schnee kann nicht nur Kinder erfreuen: Im Filmmuseum Potsdam huldigt man reihenweise dem weihnachtlichen Stoff
Ohne Licht geht im Kino allerdings gar nichts, weswegen sich auch die These hübsch anhört, dass sich die Regisseure aus dem sonnendurchfluteten Süden die Leinwand eher als helle Fläche vorstellen, die dann behutsam mit dunkleren Flecken besetzt wird, während ihre Kollegen aus der nördlichen Hemisphäre genau umgedreht verfahren: also eine dunkle Fläche mit Lichtsprenkeln durchbohren. Könnte man nun als filmgeschichtlichen Grundbegriff zur Hand nehmen, weil sich diese Licht/Dunkel-Theorie ja eben hübsch anhört, um das Ganze dann gleich wieder zu bezweifeln. Denn da gibt es immer noch den Schnee, der der Welt gleißendes Licht schenkt. Was er vornehmlich im Norden macht.
Außerdem ist er überhaupt eine prächtige Sache. Mit seiner sanften Gewalt weiß Schnee zu verhüllen, andererseits werden im Schnee deutlich Spuren gesichert, was buchstäblich wie metaphorisch schon die beste Ausgangslage für jeden Thriller wäre. Wundern muss man sich, dass in der Kinoproduktion nicht weit mehr an Schnee herangekarrt wird.
Dennoch gibt es genug Filme mit dem Schnee als Leitmotiv, um damit eine Filmreihe zu bestücken, mit der nun im Filmmuseum Potsdam passend vorweihnachtlich der kalten Materie gehuldigt wird. Den Auftakt macht der Winter-Thriller „Fargo“ der Brüder Coen, in dem eine simpel gedachte Entführung mächtig blutig aus dem Ruder läuft. Auch Bille Augusts Høeg-Verfilmung „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ ist zu sehen, und eigentlich hätte schönstens der wundersame Film „Seitsmän laulua tundralta“ (Sieben Lieder aus der Tundra) in die Reihe gepasst, der das Leben und die Legenden des Tundravolkes der Nenet schildert. Die Höhepunkte: Immer dann, wenn die weiß ins Bild gesetzten Untertitel einfach vom Schnee verweht werden. TM
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