■ Am Rande: Sterne sinken im Verlagsgeschäft
Spiegel und Stern, die klassischen Dickschiffe der aktuellen Publizistik, haben 1996 weiter an Boden verloren. Ihre Auflagen lagen im vierten Quartal nur noch knapp über der magischen Millionengrenze (Spiegel: 1.006.672, Stern: 1.192.920). Für den Stern, bei Europas Verlagsriesen Gruner +Jahr (Bertelsmann) lange Zeit die bestgeschmierte Geldmaschine, nur eine Station mehr auf einem langen Weg nach unten. Seine Bruttoerlöse aus Vertriebs- und Anzeigengeschäft sanken 1996 um 16 Millionen Mark (2,4 Prozent) auf 664 Millionen, wie der Fachdienst kress-Report ermittelte. Beim verlegerisch unabhängigen Spiegel dagegen ging es nach herben Verlusten an Focus zumindest im Anzeigengeschäft wieder nach oben: Er gewann 10 Millionen und setzte brutto 671 Millionen in Vertrieb und Anzeigen um.
Die Bruttoumsätze verschweigen allerdings die enormen Preisnachlässe im Anzeigengeschäft besonders kränkelnder Titel. Bei vielen Verlagen zahlt kaum ein Kunde mehr die offiziell ausgewiesenen Preise – doch den Bruttoberechnungen liegen sie zugrunde. Wie der Spiegel ist auch Konkurrent Focus (Burda) trotz satter Zuwächse bei Leser- und Anzeigenumsätzen (Vertrieb +19,8 Prozent/29,46 Millionen, Anzeigen +6,9 Prozent/21,5 Millionen) wieder auf dem absteigenden Ast: Seine Auflage lag bei Jahresende um rund 50.000 Stück unter dem Vorquartal (nämlich bei 756.310). So erweist sich wieder, daß beide Magazine um völlig unterschiedliche Leser kämpfen – jedoch oft um die gleichen Anzeigenkunden.
Gutes Geld ließ sich 1996 wieder mit Programmzeitschriften machen. Bei dem von Gruner+Jahr mit seinem TV-Today angezettelten Verleger- und Preiskrieg gegen TV-Spielfilm (Verlagsgruppe Milchstraße) und TV Movie (Bauer) gewannen gleich alle drei satt dazu. Traditionelle Titel wie Hörzu (Springer) verloren dagegen weiter. Ähnlich sieht es bei den Frauenzeitschriften aus: Amica (Milchstraße) und Allegra (Springer) machten sich glänzend, während es bei Brigitte (G+J), Petra und Für Sie (beide Jahreszeiten) weiterhin behende bröckelt. lm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen