■ Am Rande: „Falscher Prinz“-Gag
Den Haag (taz) – Der niederländische Thronfolger und Junggeselle Willem-Alexander, bekannt wegen seiner Schwäche fürs weibliche Geschlecht, ziert auf ziemlich ungewöhnliche, ja, empörende Weise die Titel der nationalen Regenbogenpresse. „Hätte Emily davon gewußt“, heißt es da im Begleittext zu den verschwommenen Paparazzi-Aufnahmen in Anspielung auf des Prinzen lodernde Flamme. Die Bilder zeigen den blonden Willem-Alexander lächelnd hinter einer Sonnenbrille beim Tête-à-tête, im Arm eine offenbar neue Freundin. Ort der Handlung: das österreichische Lech, wo die königliche Familie Jahr für Jahr dem Wintersport zu frönen weiß.
Gleich vier Blätter kauften das qualitativ schwache Fotomaterial zu Preisen zwischen umgerechnet 1.100 und 1.800 Mark. Die Boulevardzeitschriften Story und Party druckten denn auch sogleich die verschlungenen Liebesabenteuer des Prinzen. Die Redaktionen von Prive und Weekend, wiewohl auch im Besitz des exklusiven Materials, hatten es sich im letzten Moment dann doch anders überlegt. Zum Glück für sie – und zum Glück für den Prinzen: Denn das Material war falsch, ein Fake.
Die niederländische Wochenillustrierte Panorama, ein Bomben- und Busenblatt, hatte sich einen Spaß gemacht und einen Doppelgänger seiner Durchlaucht ins Österreichische geschickt. Angeboten wurde das Material den Redaktionen von einem sonnengebräunten Fotomodell, das als Tourist zufällig dem Thronfolger in Lech begegnet sei. Bei Prive flog der Schwindel erst nach Druckbeginn auf. 10.000 Exemplare mußten vernichtet werden, die überarbeitete Ausgabe erschien einen Tag zu spät.
Weekend hingegen ließ die Bilder erst einmal für eine Woche liegen und freut sich nun diebisch über das Konkurrenzdebakel. Der Chefredakteur von Story, Evert Santegoeds, zeigt sich allerdings gelassen: „Ein Riesengag. Journalistisch haben wir keinen Fehler begangen. Wir schrieben, daß wir über das Mädchen nichts wüßten. Ich habe direkt am nächsten Morgen an Panorama gefaxt: ,Wäre ich noch bei Euch, hätte ich den Spaß gern selbst ausgeheckt‘.“ Harald Neckelmann
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