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Altertümer in Ägypten bedrohtIn der Antike baggern

In Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs geht es den Zeugnissen des Vergangenen oft an den Kragen. Das passiert jetzt in Ägypten.

Gut für Historiker und Touristen, dass die Schätze der Pharaonenzeit schon ausgegraben sind. Bild: ap

BERLIN dpa/taz | In Ägypten lagern noch viele Altertümer aus der Zeit der Pharaonen unter der Erde, die noch nicht von Ausgrabungen und Archäologen erschlossen wurden sind. Diese Zeugnisse der Vergangenheit waren in der Geschichte schon oft von Grabräubern bedroht. Die jüngste Gefahr aber kommt von illegalen Landbesetzern. Wieder einmal prallen die Interessen der Lebenden gegen die Forderung, die Spuren früherer Jahrhunderte zu schützen.

Plünderer und Landbesetzer haben in der ägyptischen Ortschaft Esna am Nil Gräber und Ruinen aus der Zeit der Pharaonen beschädigt. Der Gouverneur der Provinz Luxor, Essat Saad, ordnete zwar am Donnerstag an, die bereits seit Samstag andauernde illegale Bautätigkeit auf dem rund 55 Kilometer südlich von Luxor gelegenen Gelände zu stoppen. Beobachter vor Ort erklärten jedoch, die Polizei sei immer noch nicht eingeschritten, um der Zerstörung ein Ende zu bereiten.

In Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs geht es den Zeugnissen des Vergangenen oft an den Kragen. In großen Stil passierte das zuletzt im Irak. Die Kriege dort haben Museen und Grabungsstätten ihres Schutzes beraubt.

Gräber eingestürzt

Ägyptische Archäologen berichteten, dass in Esna bereits mehrere Gräber eingestürzt und Mauern beschädigt worden seien. Die illegalen Bautrupps rückten mit Baggern an und zogen direkt neben den antiken Stätten auf archäologisch noch nicht erschlossenem Gebiet aus einfachen Steinen Mauern hoch. Drei Inspekteure der Antikenverwaltung wurden von ihnen mit Schlägen vertrieben.

Seit den Massenprotesten, die im Februar 2011 zum Sturz von Präsident Husni Mubarak geführt hatten, arbeitet die ägyptische Polizei nur noch eingeschränkt. Landbesetzer haben seither an verschiedenen Orten ohne Genehmigung auf Grundstücken, die der Staat für archäologische Ausgrabungen vorgesehen hatte, Bauten errichtet - unter anderem in der Umgebung der Pyramiden von Dahschur.

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2 Kommentare

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  • DL
    dem lentz

    "In Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs"

    wie z.b. wenn eine u-bahn durch köln gebaut wird?

    oder ein staudamm in der türkei?

  • D
    D.J.

    Das Interesse an der vorislamischen Verangenheit ist in Ägypten und anderen überwiegend islamischen Ländern vom Westen hineingetragen worden. Die Massen hat es dort nie erfasst (höchstens in Hinblick auf Tourismuseinnahmen). Die islamische Lehre trennt scharf die vorislamische Zeit (mit der Arroganz, die "Offenbarungsreligionen" nun mal haben, im Arabischen Dschahiliyya, Zeit der Unwissenheit, genannt) von der historische relevanten Zeit, der islamischen. Das muss nicht so weit gehen wie bei Salafisten, die die Zerstörung der Denkmäler fordern. Aber auch Desinteresse wirkt zerstörerisch.