Alternative In die Nespresso-Maschine lässt sich einiges Neues klemmen. Ein Produkt-vergleich: Der Kapseltest
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Von Svenja Bednarczyk
Nespresso schafft exklusive Sprachwelten für den feinen Kaffeetrinker: Kaffeekapseln werden zu Grand Crus wie edler Wein, Nespresso-Trinker zu Clubmitgliedern. Wenn man die Kapseln kaufen will, kann man nicht einfach in den nächsten Supermarkt gehen, man muss sich in einer der zwölf markeneigenen Boutiquen beraten lassen. Nespresso verkauft keinen Kaffee, sondern den Anschein von Luxus.
Doch nun ändert Nespresso seine Stategie – in Thüringen gibt es die Kapseln nun im Einzelhandel. Denn es gibt viel Konkurrenz zur teuren Aluminiumkapsel. Über 150 Alternativprodukte weltweit. Einige versuchen den Preis zu unterbieten, andere bieten ökologoschere Kapseln oder Fairtrade-Kaffee an. Zwar versuchte Nespresso schon oft gerichtlich gegen die Konkurrenz vorzugehen, und scheiterte. Erst im Februar hat in München das Bundespatentgericht ein Patent für das Nespresso-Kaffeekapselsystem für nichtig erklärt. Es ging um eine Vorrichtung zum Auswurf der Kapseln aus der Kaffeemaschine, die Fremdprodukte eingeklemmt hat. Trotz großer Konkurrenz beherrscht Nespresso weiterhin den Markt.
Wir testen Nespresso und drei angeblich ökologischere Alternativen: Vier Kaffeeliebhaber vergleichen die Espressi aus Arabicabohnen in den Kategorien Geschmack und Nachhaltigkeit.
Die Essecke: Diese Woche sehen wir uns alternative Kaffeekapseln genauer an. Sonst hier im Wechsel: Die KorrespondentInnen berichten, was man bei ihnen auf der Straße isst. Jörn Kabisch spricht mit Praktikern der Küche. Sarah Wiener komponiert aus einer Zutat drei Gerichte, und Philipp Maußhardt schreibt über seinen offenen Sonntagstisch
Marke: Nespresso volluto, Arabica aus Kolumbien und Brasilien
Bezug: Nespresso-Boutiquen, ausgewählte Einzelhändler, nespresso.com
Preis pro Kapsel: 37 Cent
Ökofaktor: Jede Portion ist vollständig in Aluminium verpackt. Bei 12.300 Tassen Kaffee, die laut Nespresso pro Minute geschlürft werden, macht das viel Müll. Aluminium ist zwar wiederverwertbar, muss dafür aber in einem Recyclinghof oder einer Sammelstelle abgegeben werden. Nespresso fährt mehrere Öko-Kampagnen. So soll sich seit 2009 die CO2-Bilanz pro Tasse um 20 Prozent verbessert haben.
Das sagen die Tester: Wohlig, rund, Crema, die nicht wegrennt.
Fazit: Gut komponiert, ökologisch bedenklich.
Marke: Bonga Red Mountain, Arabica aus Äthiopien
Bezug: In vielen Bio-Supermärkten und im Onlinehandel
Preis pro Kapsel: 40 Cent
Ökofaktor: Auf der Verpackung steht vollmundig: „Die verwendete PET-PP-Kapsel ist (bis auf den Deckel) aluminiumfrei, benötigt keine weitere Einzelverpackung und wird über den Restmüll der thermischen Verwertung zugeführt.“ Heißt konkret: Die Pastikkapsel wird verbrannt. Der Kaffee selbst dagegen ist aus biologischem Anbau und Fair Trade.
Das sagen die Tester: Wässrig, süß, kratzig, wie grüner Tee, der zu lange gezogen hat, bisschen eklig.
Fazit: Geschmack leidlich, mit Werbesprech, der die Verbraucher für dumm verkaufen will.
Marke: Ethical Coffee Company Arabica forte. Arabica aus Südamerika und Afrika
Bezug: Super- und Elektronikmärkte, Onlinehandel
Preis pro Kapsel: 30 Cent
Ökofaktor: Kompostierbar soll die Kapsel sein. Sie besteht aus Leinen, Baumwolle, Polylactid, aber auch einer dünnen Schicht Aluminium, berichtet Stiftung Warentest. In den Biomüll sollte das nicht.
Das sagen die Tester: Riecht zitronig, die Säure zieht einem die Wangen zusammen, schwer, erinnert im Abgang an Tamarinde.
Fazit: Geschmack insgesamt durchschnittlich, technisch aber ungenügend. Die Kapseln bleiben in der Nespresso-Maschine, Baujahr 2012, oft stecken. Die Firma hat erfolgreich gegen ein Nespresso-Patent für eine Auswurf-Vorrichtung geklagt (siehe Haupttext).
Marke: Velibre allegro, Arabicabohnen aus Tansania und Brasilien
Bezug: nur online
Preis pro Kapsel: 35 Cent
Ökofaktor: Kapseln und die Folie bestehen aus Biokunststoff, sollten aber trotzdem nicht auf den Kompost oder in den Biomüll. Das Umweltbundesamt hält die Verrottungszeitzeit für zu hoch, zudem sei der biologische Abbau nur unter speziellen Bedingungen erfolgreich. Eine Hausgartenkompostierung sei gar nicht möglich. Also bleibt auch hier nur der Restmüll.
Das sagen die Tester: Riecht nach Wald und künstlichem Erdbeeraroma, Crema wie bei einem hochwertigen Espresso, schokoladig.
Fazit: Vorsicht beim Transport, die Folie reißt sehr schnell. Ansonsten: schmeckt rund, ganz ohne Aluminium.
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