: Alte Heimat gegen neue
■ Bremens Sportsenator und Ex-Berliner Kuno Böse hat sich die Lunge aus dem Leib gebrüllt: Für Werder. Aber es half alles nichts: Hertha siegt mit 3:0
Ein ganz „normales Bundesligaspiel“ war es an diesem Wochenende nicht für Sportsenator Kuno Böse. Nicht nur, weil da der sechste in der Tabelle (Hertha Berlin) mit drei Punkten Abstand gegen den siebten der Liga (Werder Bremen) spielte. Sondern auch, weil für den Ex-Berliner alter und neuer Heimatclub gegeneinander antraten.
Wie sieht es da in mir, dem Neubremer aus Berlin, aus? Alte Heimat spielt gegen neue Heimat. In der Lounge grinsen mich viele an: Als Sportsenator in Bremen müssen Sie aber heute für Werder sein. Blick zurück: Bei meinem ersten Bundesligaspiel in Bremen vor einigen Monaten hatte ich Hertha statt Werder angefeuer und dafür strenge Blicke erhalten.
Neben mir sitzt Karl-Hermann Niestädt, früher SPD-Geschäftsführer in Bremen, seit einigen Jahren bei der SPD in Berlin, der sich sofort bekennt, dass er ohne Wenn und Aber für Werder sei. Wie passend: Altbremer und Neuberliner gleich neben Neubremer und Altberliner.
Dann das Spiel: Nach anfänglichem Geplänkel wird der Druck von Werder immer stärker, eine Torchance nach der anderen wird erkämpft, wird aber – oft kläglich und völlig unverständlich – vergeben. Spektakuläre Torszene für Werder, bis in der 62. Minute, fast zufällig, das erste Tor für Hertha fällt. Ich brülle mir die Lunge aus dem Leib für Werder; kein Funke Sympathie mehr für die Berliner. Aber es hilft alles nichts, die Bremer kassieren noch zwei weitere Tore. Hertha hat Glück, Werder spielt besser, aber was nützt das, wenn die Chancen nicht in Tore verwandelt werden?
Vielleicht braucht Werder einen Spielmacher wie Marcelinho, der überall zu sein scheint, anspornt, den Ball nach vorn zaubert.
Zum Schluss bleibt doch Enttäuschung. Wir brauchen internatinale Spiel in Bremen, der UEFA-Cup wäre eine gute Gelegenheit auch mit Blick auf die Entscheidung, ob das Weser-Stadion Austragungsort für die Fußballweltmeisterschaft 2003 wird. Vielleicht klappt es ja bei den nächsten Spielen besser.
Kuno Böse
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