: Also, Kinder, jetzt ist aber Schluß mit lustig!
■ Blöde Nachbarn klagen gegen Kinderlärm in Freibädern / Jetzt drohen Auflagen
Sie machen ihrem schlechten Ruf mal wieder alle Ehren: Deutschland, Deine Kinderhasser! Dauersonne, Affenhitze und dazu auch noch große Ferien – was kann für Kinder da schöner sein, als sich im Freibad auszutoben. Und was ist für unverbesserliche Spaßhasser dringlicher, als sich sofort über Kinderlärm aufzuregen. Weil Nachbarn sich beschwert haben, drohen in Hamburgs Schwimmbädern nun Badebeschränkungen für Kinder.
Wie die Sprecherin der Hamburger Wasserwerke (HWW), Gisela Matthee, bestätigte, sind derzeit zwei Bäder aufgrund von Klagen von Auflagen bedroht. Bei diesen beiden Fällen wird es nach ihrer Einschätzung aber nicht bleiben. „Wir rechnen in diesen Tagen wegen neuer Anwohnerproteste mit weiteren Auflagen – und werden mit Limitierungen reagieren müssen“, so Matthee. Welche Bäder von den Protesten betroffen sind? „Ich möchte die Stimmung jetzt ungern zum Überkochen bringen.“
Neu sind Reibereien dieser Art allerdings nicht: Bereits seit 1993 dürfen Kids in der Hamburger Alsterschwimmhalle nicht ohne Begleitung von Erwachsenen im Außenbecken herumpaddeln. Penible Spaßverderber hatten damals vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirkt. Wird der Lärmpegel draußen überschritten, drohen jetzt Geldbußen bis zu 10.000 Mark. Auch im Freizeitbad Hamburg-Niendorf dürfen Gäste wegen empfindlicher Nachbarn nicht ungehindert ihren Badefreuden nachgehen: Die HWW mußten die 106-Meter- Rutsche ab 20 Uhr sperren; gilt allerdings auch für Erwachsene.
Die Badeverbote sind nicht das einzige Problem, mit dem die Hamburger Wasserwerke in diesem Sommer zu kämpfen haben: Zunehmend werden Zäune, Fensterscheiben, Installationen und Grünanlagen in den Bädern zerstört. Die Schäden gingen inzwischen, so die Sprecherin, „in die Hunderttausende“. Wenig Freude haben die Wasserwerke an ihren nächtlichen Gästen. Bislang haben sie schon gegen 500 bis 800 Nachtbader Strafanträge wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Damit auch wirklich Schluß mit lustig ist, werden in mehreren Bädern inzwischen private Wachdienste und Hundestreifen eingesetzt. sako/dpa
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