piwik no script img

■ StandbildAlles recht ordentlich

„Die einzige Zeugin“, Montag, 20.15 Uhr, Pro7

Sie haben sich Mühe gegeben mit ihrem Thriller „Die einzige Zeugin“ (Regie und teilweise Buch: Mario Azzopardi). Von den spannungserzeugenden Bausteinen wurde keiner ausgelassen: Mord (4xx), Sex (1x), Verfolgungsjagd (1x), Schießerei (unzählige), Schlägerei (1x), alles wurde ordentlich bedient.

Es ging ihnen um eine attraktive blinde Mascha, die auf dem Herrenklo des Münchener Stachus Zeugin eines Mordes wurde. Was sie da gemacht hat? Donar, der Blindenhund, konnte Damen- und Herrenpipi nicht voneinander unterscheiden.

Der Sterbende, ein korrupter Polizist und Waffenschieber, schafft es, sein Tagebuch mit allen verräterischen Aufzeichnungen in die Handtasche der blinden Frau zu praktizieren, während sich der Blindenhund seine Marke entreißen läßt, auf der – Ordnung ist das halbe Leben! – Frauchens Adresse steht. Nun ist sie also nicht nur blind und schön, sondern wird auch noch gejagt.

Wie gesagt: Nichts wurde ausgelassen. Auch nicht die dusselige Frage des ansonsten freundlichen Bullen Harry (Heio von Stetten) an die blinde Zeugin: „Und was haben Sie sonst noch gesehen?“ Immerhin gehört hat sie, daß da noch ein vierter Mann im Spiel ist, der große Unbekannte eben. Die Suche nach dem Notizbuch dauert über eine Stunde und verläuft ergebnislos, da Hund Donar das Teil (Ordnung ist...!) natürlich in seinem Körbchen versteckt hat. Folgerichtig suchen die Bösewichte nach dem Buch und dazu Mascha heim. Es fallen diverse Schüsse, auch den Hund erwischt es im Gemenge, was uns eine herzzerreißende Szene in der Münchener Tierklinik beschert. Derweil nutzt Bulle Harry die Zeit, um sich in Mascha zu verlieben, während die vortrefflich Klavier spielt.

Als Tarnung benutzen die Waffenschieber eine Blumengroßhandlung, die Maschinenpistolen wurden unter den Rosen versteckt, was aber von Mascha erschnüffelt wird (der Hund ist ja noch in der Klinik). Und weil die Adresse auf dem Karton stand (Ordnung...!), kann die Jagd dann noch losgehen. Mascha darf auch mal schießen und am Schluß sogar Auto fahren.

Eine recht ordentliche Regie und die schauspielerischen Leistungen überzeugten trotz der doch recht unordentlichen Handlung: Wir haben schon sehr viel schlechtere Filme gesehen. Roswitha Seidel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen