: Alles mit achtzehn
■ Stopperlack und Filzbelag: Bahnengolf – höchste Konzentration für Eingeweihte / Hamburger Meisterschaften am Sonntag Von Kai Mierow
Vorsicht Randsportart, nur für Eingeweihte verständlich: Die Rede ist vom Bahnengolf, Laien dürfen auch Minigolf dazu sagen; eine Sportart, die in Deutschland gerade einmal 10.000 aktive SpielerInnen betreiben.
Was ist das Faszinierende an einem Sport, den wohl ein jeder zur Belustigung an einem Wochen-endausflug schon einmal gespielt hat? „Alles mit 18“, entgegnet Bahnengolfer Hubert Stolle. Soll heißen, daß jede der 18 Bahnen mit nur einem Schlag gespielt wird, was selbst bei Profis so gut wie ausgeschlossen ist. Falls dies doch einmal glücken sollte, ist das Licht am Ende des Tunnels erreicht: Die perfekte Partie.
Verwirrend an dieser Sportart ist die Unmenge verschiedener Balltypen. Einige Spieler verfügen über ein Sortiment von mehr als hundert Bällen. Ob „Stopperlack“ oder „Lauflack“ – Bälle mit hoher oder geringer Lauffreudigkeit – jede Bahn braucht ihren spezifischen Ball. Und einige Gummibälle müssen erst einmal auf die gewünschte Temperatur gebracht werden. Deshalb nicht über SpielerInnen wundern, die vor jedem Schlag den Ball prüfend an die Wange halten.
Danach begibt sich der Bahnengolfer in eine Phase geistiger Versenkung. Allerdings nur für höchstens eine Minute. Länger hat er nicht Zeit, um den Schlag abzugeben – so will es das umfassende Ordnungswerk. Da wundert es nicht, daß Bahnengolf in höchstem Maße ein Konzentrationssport ist. „Spieler müssen sich von Bahn zu Bahn auf jeden Schlag neu einstellen. Nach einem sechsstündigen Turnier ist man ziemlich geschlaucht, die psychische Anspannung ist immens“, erklärt Sieghardt Quitsch, Landessportwart für den Gesamtverband Bahnengolf und Spieler bei den Senioren des SV Lurup.
Für Wettkämpfe begeben sich die Spieler grundsätzlich auf neutrales Terrain, um den Heimvorteil auszuschließen. „Auf unserem Platz schlagen wir jeden, hier kennen wir die kleinste Unebenheit“, so Quitsch. Deshalb spielen Könner, wie die amtierende Mannschaftsweltmeisterin Gaby Rahmlow vom SV Lurup, eine Woche vor Turnierbeginn den fremden Parcours. Dann sind sie optimal auf ihn eingestellt.
Die diesjährige Weltmeisterschaft findet in Schweden statt. Deutschland ist zur Zeit die führende Bahnengolf-Nation und führt die Rangliste der World Minigolf Federation (WMF) an. Die Skandinavier versuchen nun ihre einstige Vormachtstellung zurückzugewinnen. Mit einem neuen tückischen Filzbelag sollen die anderen 23 Nationen aus dem Rhythmus gebracht werden. Davon lassen sich die deutschen Bahnengolfer jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Um einer drohenden Niederlage vorzugreifen, wird flugs auch hier eine Filzbahn gebaut...
Die nächsten Termine in Hamburg: 30. April, 9 bis 14 Uhr, Hamburger Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften in Iserbrook (Heidrehmen);
7. bis 9. Juli, 10. Internationale Hamburger Miniaturgolfmeisterschaften in Niendorf an verschiedenen Spielorten. Zu erfragen unter: 450 45 14.
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