„Alles kriminell“

■ Siegreicher HSV und St. Pauli beim Landshut-Turnier um Gagen geprellt

Uli Maslo hatte es schon vorher geahnt. „Mir war hier die ganze Zeit etwas suspekt“, offenbarte der ansonsten höchst nüchtern analysierende Trainer des FC St. Pauli am Samstag seherische Fähigkeiten, „ich habe immer gewarnt.“ Doch leider vergeblich, was den Übungsleiter des Aufsteigers ganz kräftig verdroß: „Jetzt sage ich nichts mehr.“ Kein ungewöhnlicher Entschluß, widerfuhr dem kosmopoliten Wattenscheider beim Turnier in Landshut doch etwas, was ihm in seinen mittlerweile 59 Lebensjahren selbst am Arabischen Golf noch nicht untergekommen war.

Rund 70.000 Mark an Gage, Logis und Prämie waren plötzlich futschikato, weil der Organisator des Turniers, ein privater Veranstalter aus Regensburg, am Freitag abend ohne Vorwarnung, dafür aber mit Abschiedsfax verschwunden war. Er wolle sich in einer Klinik behandeln lassen, ließ der Unbekannte wissen, was er, laut Kripo, in Straubing auch tat, ehe er gen terra incognita abreiste. In seinem Gepäck: die Einnahmen vom Freitag, insgesamt 50.000 Mark.

„Das lief alles kriminell ab“, fand Maslo doch noch Worte für das Geschehene, „jetzt sind die Anwälte gefragt und der Manager, die Leute, die uns hier runtergeschickt haben.“ Einfach so runter, in die Hölle des Südens. Aber die da oben können ja machen, was sie wollen.

Dem HSV – neben KFC Uerdingen ebenfalls am flotten Vierer beteiligt – erging es bei der Veranstaltung des Bayernligisten Spielvereinigung Landshut noch schlechter, wenngleich im Finale St. Pauli mit 6:5 nach Elfmeterschießen bezwungen werden konnte. André Breitenreiter und Carsten Pröpper hatten in der regulären Spielzeit getroffen, HSV-Keeper Richard Golz im Elfmeterschießen den entscheidenden Strafstoß verwandelt. Doch wer kann sich darüber wirklich freuen, wenn auf einmal über 90.000 Mark in der Kasse fehlen? HSV-Delegationsleiter Hans Barske jedenfalls nicht: Er stellte gestern morgen Strafanzeige, die Kripo ermittelt.

Grämen müssen sich die genasführten Lokalrivalen erst recht, weil sie treudoof ins Pokalturnier gezogen waren. Erst vergangene Woche hatten Düsseldorf und Bochum jeweils 92.000 Mark abschreiben müssen, weil beim Hermann-Neuberger-Cup in Völklingen die Schecks nicht gedeckt waren. cleg/lno