■ Kommentar: Alle in Sicherheit
Tusch, Fanfare! Das Polizeiorchester hat allen Anlaß, Triumphmärsche zu intonieren, denn dieser Tage haben die Freunde und Helfer im Norden gleich dreimal aufs verschärfteste zugeschlagen: Eine Verhaftung im Entführungsfall Reemtsma, zwei Autobahnschützen dingfest gemacht und einen verwirrten Mann als Block-Erpresser gestellt.
Alle sind beeindruckt und vergessen ordnungsgefährdende Gemeinheiten wie: „Ich weiß nichts, ich kann nichts, gebt mir eine Uniform!“ Und vergessen seien im Moment gehobenen Sicherheitsgefühls auch der leidige Polizeiskandal und rassistische Flecken auf den grünen Westen.
Denkt positiv! Denn schon wirft eine weitere Revolution ihre Schatten voraus. Und die beginnt bei der Hamburger Polizei natürlich nicht auf der Straße, sondern auf höchster Führungsebene. Da wird bereits das frühzeitige Erkennen gesellschaftlicher Entwicklungen, ein dienstübergreifendes Problem- und Unternehmensverständnis angedacht und nachgerade gefordert – und das auch noch projekt- und leistungsorientiert.
Hamburg, deine Polizei soll sozial kompetenter, innovativer, effektiver und koordinierter werden. Und das soll auch für die zur Stadtbildbereinigung verdonnerten Beamten an Hauptbahnhof und Schanzenpark gelten.
Hamburgs Autofahrer und Millionäre dürfen sich schon in diesem gehobenen Sicherheitsgefühl wähnen. Wenn denn Ausländer, Junkies oder Antifaschisten sich angesichts eines uniformierten Mitbürgers ähnlich angenommen und aufgehoben fühlen, bin ich mit Sicherheit auch schwer beeindruckt.
Julia Kossmann
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